Das Thema Ressourcenschonung ist eine der sieben Leitinitiativen der Europäischen Kommission innerhalb der Strategie Europa 2020. Uns allen ist klar, dass der sparsame und effiziente Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft zwingend notwendig sind.
Das Forum Rohstoffe beschäftigt sich seit Jahren mit den Fragen, wie Gewinnung, Einsatz als auch Recycling mineralischer Rohstoffe ökologisch und ökonomisch sinnvoll bewerkstelligt werden können. Gerade für eine Branche die von und mit der Natur lebt, ist nachhaltiges Wirtschaften von immenser Bedeutung und nicht erst seit gestern zentrales Thema unseres Handelns und zwar auf diesen Ebenen Umweltschutz, soziales Miteinander, Wirtschaftlichkeit und entsprechende Kommunikation der Aktivitäten. Nur wenn alle vier Bereiche erfüllt werden, ist nachhaltiges Wirtschaften in der Rohstoffbranche gegeben.
Ressourcenschonender Einsatz mineralischer Rohstoffe für eine nachhaltige Entwicklung Österreichs
Lange Zeit wurde die stetig wachsende Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen als unproblematisch angesehen, weil diese überall verfügbar schienen. Diese Sicht hat sich in den letzten Jahren jedoch massiv geändert. Mineralische Rohstoffe stehen aus geologischer Sicht zwar reichlich zur Verfügung, der Zugang zu solchen Vorkommen wird jedoch immer schwieriger. Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Siedlungs-, Verkehrs- und Schutzgebieten wächst auch in Österreich das Versorgungsrisiko. Knappheit ergibt sich also nicht nur durch die Größe natürlicher Bestände, sondern vielfach durch die zueinander in Konkurrenz stehenden gesellschaftlichen Nutzungsinteressen. Die natürlichen Rohstoffquellen auch zur Herstellung von Baustoffen sind also endlich. Ohne die Kreislaufwirtschaft wären sie unwiederbringlich verloren. Durch die qualitative Wiederaufbereitung von Bauteilen, Bauabfällen und Abbruchmaterialien zu neuen Baustoffen und durch deren Wiederverwendung können die natürlichen Rohstoffressourcen geschont und somit für die Zukunft länger verfügbar gehalten werden. Klar ist, dass die Sicherstellung einer verbrauchernahen Versorgung und einer umweltschonenden Gewinnung Aufgabe einer nachhaltigen Rohstoffpolitik sind.
Nachfrage entscheidet über Materialverbrauch
Für eine Reduktion des Materialverbrauchs an mineralischen Rohstoffen ist eine Veränderung der Nachfrage entscheidend. Steigende gesellschaftliche Mobilitätsansprüche (Gütertransport und Individualverkehr) und eine wachsende Bevölkerung führen zum stetigen Ausbau von Infrastruktur. 2050 werden rund 10 Millionen Menschen in Österreich leben. Das bedeutet, dass bis dahin pro Jahr über 50.000 neue Wohnungen benötigt werden. Massive Baustoffe wie Sand, Kies und Naturstein sind für jegliche Infrastrukturbauten und damit für unseren Wohlstand unverzichtbar, denn auch in Zukunft werden Baurohstoffe benötigt, um die bereits gebaute Infrastruktur zu erhalten.
„Urban mining“ – Städte als Lagerstätten nutzen
Die Frage die in den kommenden Jahre zu beantworten sein wird lautet: Wie könnte eine Wirtschaft aussehen, die nicht auf einen steigenden Ressourcenverbrauch angewiesen ist? Wohlstand und Lebensqualität verbunden mit einem rücksichtsvollen Umgang mit der Natur und ihren natürlichen Ressourcen muss noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Daraus ergeben sich große Herausforderungen, die gleichzeitig enorme Chancen für Österreichs Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft bedeuten können. Ein wichtiges Thema in der Rohstoffstrategie ist die wohldurchdachte Vorgehensweise bei der Wiedernutzbarmachung von Rohstoffen aus „urbanen“ Lagerstätten. „Urban mining“ – quasi „Städte als transferierte Lagerstätten“ – können einen wichtigen Faktor in der zukünftigen Entwicklung der Entnahme an nichtmetallischen Baurohstoffen darstellen.
Wiederverwertung schafft Entlastung für natürliche Ressourcen
Die Verwendung von mineralischen Rohstoffen bindet also zukünftige Ressourcen in nicht unerheblicher Menge. Neben der absoluten Reduktion an der Verwendung von mineralischen Rohstoffen kann auch die Wiederverwertung von Baurestmassen eine Entlastung für die natürlichen Ressourcen bringen. Das Recycling-Potential wird bei den Baustoffen als sehr hoch eingestuft. Es liegen eine Vielzahl an Aufgaben vor uns: Einerseits unseren Ressourcenverbrauch zu reduzieren, den Wohlstand durch Erhaltung und Ausbau der Infrastruktur zu erhalten, die Nachfrage zu leistbaren Preisen zu befriedigen und die Natur durch kurze Transportwege zu schonen. Dafür ist es unabdingbar, dass die Gewinnung und Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen mineralischen Rohstoffen ein regionales Thema bleibt.
Baustoff-Recycling – ein effektiver Kreislauf
So fällt im Baubereich mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens in Österreich an. Baurestmassen stellen in Österreich mit 6,6 Millionen Tonnen den größten Anteil am Abfallaufkommen dar. Mehr als fünf Millionen Tonnen Recycling-Baustoffe werden derzeit schon im Bauwesen verwendet. Der Großteil dieser Baurestmassen entfällt mit 3,1 Millionen Tonnen auf Bauschutt, gefolgt von Betonabbruch mit 1,8 Millionen Tonnen.
Mit einer Recycling-Quote von über 70 Prozent liegt Österreich bereits heute im Spitzenfeld.
Viele Unternehmen engagieren sich mit großem Einsatz für nachhaltiges Recycling und sind auch Pioniere der Branche, deren Tätigkeiten einen unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt ausüben. Dabei stehen Abfallbehandlung, Bauschutt-, Altasphalt- und Altbetonrecycling im Mittelpunkt. Auf jeder Baustelle, egal ob groß oder klein, fällt Bauschutt an. Diesen sinnvoll zu verwerten, ist eines der Ziele vieler Unternehmen, die im Bereich von Recycling-Baustoffen tätig sind.
Voraussetzung für Recycling-Baustoffe ist Gleichwertigkeit zum Primärrohstoff
Mineralische Recycling-Baustoffe bestehen in der Regel aus Granulaten, die zum überwiegenden Teil im Straßenbau, in zahlreichen Erdbauanwendungen, im Garten- und Landschaftsbau und wichtig! als Gesteinskörnungen für die Herstellung von Beton verwendet werden. Voraussetzung für eine bestimmte Anwendung von Recycling-Baustoffen ist in jedem Fall die Gleichwertigkeit ihrer bautechnischen Eigenschaften im Vergleich zu Baustoffen aus Primärrohstoffen. Ein weiteres wesentliches Kriterium ist ihre Umweltverträglichkeit. Recycling-Baustoffe dürfen keine Schadstoffe freisetzen, die die Qualität von Boden und Grundwasser negativ beeinflussen. Solche Stoffe können z.B. in der ersten Nutzungsphase in die Bauteile gelangt sein, die zu neuen Baustoffen recycelt werden. Deshalb sind dafür besondere Qualitätssicherungsmaßnahmen notwendig. Leider ist jedoch festzustellen, dass immer häufiger – vielleicht aus falsch verstandenem Sicherheitsdenken – aus mehreren grundsätzlich geeigneten Bauweisen nur die vermeintlich beste und in der Regel teuerste ausgewählt wird. Das heißt, es wird nicht mehr, wie bisher üblich, bedarfsorientiert ausgeschrieben, sondern nach dem Motto verfahren, dass das Beste gerade gut genug ist.