Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie belasten die weltweite und österreichische Konjunktur derzeit schwer. Die von vielen Regierungen zur Eindämmung des Virus ergriffenen Maßnahmen sind teils einschneidend und werden laufend adaptiert. So ändern sich auch die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beinahe täglich.

 

Zudem gibt es aus der jüngeren Vergangenheit kaum Anhaltspunkte für den Verlauf einer solchen Krise. In diesem Umfeld können lediglich Szenarien angenommen werden, auf deren Basis die weitere wirtschaftliche Entwicklung eingeschätzt wird. Auch die heimische Wirtschaft ist derzeit durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie schwer beeinträchtigt.
Die Regelungen zur Schließung von vielen Geschäften und Betrieben sowie zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit ziehen Umsatzeinbußen und Einkommensverluste im Handel und Dienstleistungsbereich nach sich. Auch in der Industrie machen sich Störungen der Lieferketten und der Produktion bemerkbar und in der Bauwirtschaft haben einige Unternehmen bereits die Bautätigkeit eingestellt.

Die Einschätzung des WIFO vom März 2020 basiert auf einem Szenario, in dem die Maßnahmen erst im Laufe des Monats Mai allmählich wieder zurückgenommen werden, sich die Rahmenbedingungen im Sommer wieder normalisieren und die Wirtschaft im 2. Halbjahr wieder ihr Normalniveau erreicht.
In diesem Szenario ist die österreichische Wirtschaft im 1. Halbjahr in einer Rezession. Im 1. und insbesondere im 2. Quartal 2020 ist mit hohen Einbußen in der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Für die 2. Jahreshälfte ist hingegen von einer Erholung auszugehen. Im Gesamtjahr 2020 wird das BIP dadurch um 2,5% sinken.
Der starke, aber aus heutiger Sicht kurze Einbruch der Konjunktur schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die Umstellung vieler Unternehmen auf Kurzarbeit dürfte dazu beitragen, dass die Effekte abgemildert werden. Die Arbeitslosenquote wird im Jahresdurchschnitt 2020 dennoch deutlich auf 8,4% steigen.
Die Verbraucherpreisinflation verringert sich durch den starken Rückgang des Ölpreises merklich. Die konjunkturelle Schwäche und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt tragen ebenso dazu bei, dass der Preisauftrieb schwach bleibt. Die Inflation wird demnach 2020 1,3% betragen.

 

Entwicklung der österreichischen Bauwirtschaft

Nach einem kräftigen Wachstum um 3,7% im Jahr 2018 verzeichnete die Bauwirtschaft 2019 eine Steigerung von 2,6%. Sie entwickelte sich damit deutlich besser als die österreichische Gesamtwirtschaft (+1,6%). Der Hochbau erzielte ein Plus von 2,7%, die Wohnbauaktivitäten nahmen um 3,5% zu, der Tiefbau wuchs um 2,0%.

Im Jahr 2020 dürfte die Bauwirtschaft aufgrund der Corona-Krise – durch die teilweise Einstellung der Bautätigkeit und Baustellenschließungen, den Mangel an Vorprodukten aufgrund der Unterbrechung der Lieferketten und die Arbeitskräfteknappheit aufgrund der Grenzschließungen für den Personenverkehr – erhebliche Produktionsausfälle verzeichnen. Dem WIFO-Konjunkturszenario vom März 2020 liegt die Annahme deutlicher Produktionsausfälle im April zugrunde (-50%). Im März und in den Monaten Mai und Juni fallen diese annahmegemäß geringer aus. Zudem sind in der Bauwirtschaft aufgrund der hohen Auftragsbestände im 2. Halbjahr eine rasche Normalisierung und Aufholeffekte zu erwarten. Anhaltende Einschränkungen im grenzüberschreitenden Personenverkehr könnten sich hier als Hemmnis erweisen. Unter den getroffenen Annahmen sinkt die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft 2020 um 4%.

Für 2019 prognostiziert das WIFO 53.400 Baubewilligungen, was einem Minus von 2,6% bzw. 1.400 Einheiten gegenüber 2018 entspricht. Für Mehrgeschoßbauten werden um 3,1% weniger Bewilligungen erwartet, während der Rückgang der Bewilligungen für Ein- und Zweifamilienhäuser mit 1,7% gering ausfallen dürfte. Für 2020 wird eine Fortsetzung des Abwärtstrends erwartet (Ein- und Zweifamilienhäuser: -0,5%, Mehrgeschoßbau: -5,0%); insgesamt minus 1.900 Baubewilligungen bzw. -3,5%.