„ReConstruct“ ist eine Forschungsplattform zur Zukunft des Bauens von WIFO, Sustainserv, Center for European Policy Studies und Wegener Center, die vom Fachverband Steine-Keramik seit ihrer Gründung unterstützt wird.
Das Projekt macht sichtbar, welch enormes Potenzial für zukunftssichernde Innovationen beim Bauen und bei Gebäuden besteht. Dieses kann nur über die Gesamtbetrachtung aller mit dem Bauen verbundenen Aktivitäten genutzt werden. Die Baustoffindustrie übernimmt dabei eine Schlüsselrolle bei allen denkbaren Veränderungen der künftigen Infrastrukturen – von den Gebäuden über Mobilität bis hin zur Energie. Das herausfordernde EU-Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft bis 2050, zu dem sich Österreich bereits für 2040 bekannt hat, erfordert radikale Veränderungen. Dazu sind zuerst neue Denkansätze erforderlich.
Die vier Kernelemente des zukunftsfähigen Bauens:
- Gesamtheitliches Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette
- Aktive Strategien für radikale Innovationen
- Von konventionellen zu multifunktionalen Gebäuden
- Bauten als aktive Komponenten im Energiesystem
Wie könnten Bauten und das Bauen in der Zukunft aussehen? Welche Strategien zeichnen sich für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen ab? Bereits heute zeigen Innovative Pilotprojekte den „ReConstruct“-Pfad in die Zukunft auf: flexible architektonische Designs, hohe Energieeffizienz, lokal integrierte Energiekonzepte und ein Denken in Kreisläufen machen energieautarke und CO2-neutrale Gebäude und Stadtteile möglich.
Das Quartier Suurstoffi ist ein besonderes Beispiel für zukunftsfähiges Bauen auf dem ehemaligen Schweizer Industrie-Areal Suurstoffi in Risch Rotkreuz. Dort entsteht ein durchmischtes Quartier, wo Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten nebeneinander bestehen. Drei Besonderheiten charakterisieren das Quartier-Energiesystem. Erstens sind Anlagen für solare Elektrizität und Wärme in die Gebäude integriert. Zweitens ermöglicht ein Anergie-Netz, ein auf niedrigem Temperaturniveau operierendes thermisches Netz, die Rezyklierung von Abwärme in Verbindung mit Wärmepumpen und Wärmetauschern. Drittens wird über Erdsonden der Bezug von Wärme im Winter und Kühlen im Sommer ermöglicht.
Weiterführende Quellen: www.suurstoffi.ch
Das Projekt NEST ist ein modulares Forschungs- und Innovationsgebäude der schweizerischen EMPA in Dübendorf bei Zürich. Die Grundstruktur dieses Gebäudes bilden drei offene Plattform-Etagen, auf denen einzelne Forschungs- und Innovationsmodule nach einem Plug & Play-Prinzip installiert und mit dem Energy Hub Demonstrator (ehub) verbunden werden. Der ehub ermöglicht Synergien von Energiesystemen, die sich aus der Kopplung und dem Energiemanagement aller Komponenten, von der Bereitstellung über die Anwendung bis zur Speicherung ergeben. Überschussstrom wird teilweise in Wasserstoff umgewandelt, mit dem eine Fahrzeugflotte der Stadt Zürich betankt wird.
Weiterführende Quellen: www.empa.ch
Weltweit sind bei Bauten und Baustoffen radikale Veränderungen zu erkennen, die für zukunftsorientiertes Bauen relevant sind. Vier evolutionäre Schritte sind dabei zu beobachten:
- Optimierung von Prozessenergie: Durch vermehrte Verwendung von erneuerbaren Energien und Ersatzbrennstoffen werden die Emissionen bei der Produktion von Baustoffen reduziert.
- Carbon Management: Verbesserte Produktionsprozesse sind Ausgangspunkt für ein aktives Carbon Management. Dabei wird nicht nur der Carbon Footprint für Baumaterialien und Baumodule berechnet, sondern auch die Vermeidung von Treibhausgasemissionen über die von der Baustoffindustrie erstellte Infrastruktur für Gebäude und Mobilität bilanziert.
- Innovation und Effizienz durch Zusammenarbeit: Durch eine bewusste Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der gesamten Wertschöpfungskette entstehen Innovationen und Synergien. Voraussetzung dafür ist eine Orientierung an den von den Endkunden geforderten Funktionalitäten.
- Funktionalitäts- und kreislauforientierte Wertschöpfung: Das Innovationspotential nimmt mit integrierter Wertschöpfungskette zu. Von Funktionalitäten ausgehende technologische wie organisatorische Innovationen und neue Geschäftsmodelle reduzieren den Materialverbrauch und bereiten den Übergang zu einer Verwendung in Kreisläufen vor.
Auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau/Baustoffe braucht es Veränderung: ausgehend vom Marketing traditioneller (CO2-optimierter) Baustoffe über einen vermehrten Einsatz vorgefertigter und modularer Bauelemente, eine funktionalitätsorientierte Wertschöpfungskette, auf die der Kreislauf der Werkstoffe im Sinne von Abbruch, Recycling und Wiederverwendung folgt.
Das Projekt „ReConstruct“ ist nicht nur richtungsweisend bezüglich 2040-fitter Gebäude, es geht v.a. auch darum, die Baustoffindustrie mit ihren Wertschöpfungsketten zukunftsorientiert zu positionieren. Wer wenn nicht unsere Industrie, mit neuen Visionen und einem klaren Focus kann besser dazu beitragen, die herausfordernden Ziele zu erreichen?
Wir müssen uns der Herausforderung stellen, über digitale Technologien von der Planung über die Umsetzung bis zur Wiederverwendung in alle Phasen zukünftigen Baugeschehens integriert zu sein. Das bringt zwingend mit sich, dass sich unsere Produkte an den Funktionalitäten der Gebäude nicht nur orientieren, sondern diese eben erst ermöglichen. Hier werden Vorfertigung und modulares Bauen eine immer wichtiger werdende Rolle gewinnen. Ressourcenschonung und Wiederverwendung werden ebenso abverlangt. Unsere Beiträge zu Gebäudefunktionalitäten wie Heizen & Kühlen, Multiuse, schlanken und demontierbaren Bauteilen sowie Langlebigkeit bzw. Widerstandsfähigkeit gegen Extremwetter müssen wir in die Wagschale werfen, wenn es um klimafittes Bauen geht. Nur die Massivbauweise schafft es, all diese Funktionalitäten ohne Mehrkosten für technische Gebäudeausstattung anzubieten.
Mit dem von „ReConstruct“ entwickelten Gesamtkonzept kann es gelingen, diese Vorteile mit den Ambitionen der Pariser Klimaziele und des Green Deal in Einklang zu bringen und Synergien zu ermöglichen.
Alle Details zum Projekt finden Sie in der neuen „ReConstruct“-Präsentationsbroschüre, die auf www.rethinkconstruction.net und www.baumassiv.at heruntergeladen werden kann. Broschüren können auch als Hardcopy über das FmR-Büro bezogen werden.
Foto: © Zug Estates