Die Bauwirtschaft verzeichnete 2020 deutlich geringere Einbußen als die österreichische Gesamtwirtschaft. Die Aussichten für 2021 sind vorsichtig optimistisch. In der Baustoffindustrie gab es 2020 ein Umsatzminus.

 

Österreichs Wirtschaft 2020 – 2022

 Die Konjunktur erholte sich im Sommer 2020 außerordentlich kräftig. Nach dem Rebound im 3. Quartal (+12%) ging die Wirtschaftsleistung in Folge der getroffenen Maßnahmen im 2. Lockdown jedoch erneut zurück. Die einschränkenden Maßnahmen beeinflussten v.a. die Konsumausgaben der privaten Haushalte sowie die Wertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen. Tourismus, Handel, Verkehr sowie die Bereiche Unterhaltung und Erholung verzeichneten deutliche Einbußen. Die Bau- und Industriekonjunktur verlief hingegen stabiler. Das BIP sank im 4. Quartal um 4,3% gegenüber der Vorperiode. Im Jahresvergleich bedeutet dies einen Rückgang um 7,8% gegenüber dem 4. Quartal 2019. Insgesamt sank das BIP im Gesamtjahr 2020 um 6,6%.

 

Die Wirtschaftsaktivität in Österreich ist derzeit stark von den behördlichen Einschränkungen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie geprägt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (März 2021) werden sowohl Öffnungs- als auch Schließungsmaßnahmen diskutiert. Die am 26.3.2021 vom WIFO veröffentlichte Prognose für 2021 und 2022 trägt der Unsicherheit über die weiteren Rahmenbedingungen durch zwei unterschiedliche Szenarien Rechnung. Das erste Szenario („Öffnungsszenario“) geht davon aus, dass es zu keinen neuerlichen Verschärfungen oder Lockdownmaßnahmen kommt und die derzeit geltenden Regelungen im Frühjahr 2021 schrittweise aufgehoben werden. Das zweite Szenario („Lockdownszenario“) unterstellt dagegen eine neuerliche vierwöchige Schließung des Handels und der personennahen Dienstleistungen im April.

 

Nach dem kräftigen Einbruch der Wirtschaftsleistung im Winter rechnen beide Szenarien für 2021 mit einem mäßigen Wachstum, gefolgt von einer kräftigen Erholung im Jahr 2022. Im Öffnungsszenario dürfte die österreichische Wirtschaft 2021 um 2,3% und 2022 um 4,3% wachsen. Im Lockdownszenario beträgt der Zuwachs 2021 1,5% und 2022 4,7%.

 

Auf dem Arbeitsmarkt werden die Folgen der COVID-19-Krise noch länger sichtbar sein. Die Beschäftigung dürfte zwar im Prognosezeitraum deutlich steigen, dies geht jedoch nur teilweise auf die Einstellung Arbeitsloser zurück. Im Öffnungsszenario sinkt die Arbeitslosenquote 2021 auf 9,2% und 2022 auf 8,4%, im Lockdownszenario auf 9,3% bzw. 8,5%.

 

Aufgrund eines Anstiegs der Rohstoffpreise nehmen die Verbraucherpreise 2021 und 2022 um jeweils 1,8% zu.

 

 

Entwicklung der österreichischen Bauwirtschaft

Nach einem kräftigen Wachstum um 3,6% im Jahr 2019 verzeichnete die Bauwirtschaft 2020 Corona-bedingt einen Rückgang um 2,8%. Die Einbußen waren damit deutlich geringer als bei der österreichische Gesamtwirtschaft (-7,3%). Der Hochbau musste ein Minus von 3,3% hinnehmen, die Wohnbauaktivitäten gingen um 1,8% zurück, der Tiefbau verlor 0,8%.

Für 2021 rechnet das WIFO mit einer soliden Entwicklung. Für die Bauwirtschaft wird eine Steigerung von 2,5% prognostiziert.

 

Nach einer überraschend starken Aufwärtsbewegung der Anzahl der Baubewilligungen 2019 (+12,5%) setzt sich 2020 nun endgültig ein Rückgang durch. Dieser ist jedoch bereits vor der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie erwartet worden. Für 2020 prognostiziert das WIFO 55.900 Baubewilligungen, was einem Minus von 11,6% bzw. 7.300 Einheiten gegenüber 2019 entspricht. Für Mehrgeschoßbauten werden um 15,1% weniger Bewilligungen erwartet, während der Rückgang der Bewilligungen für Ein- und Zweifamilienhäuser mit 3,1% gering ausfallen dürfte. Für 2021 wird ein unverändertes Niveau an Baubewilligungen erwartet (Ein- und Zweifamilienhäuser: -0,3%, Mehrgeschoßbau: +0,5%); insgesamt +100 Baubewilligungen bzw. +0,3%.

 

 

Konjunkturerhebung Fachverband Steine-Keramik

In dem herausfordernden Jahr 2020 verzeichneten die Unternehmen der Baustoffindustrie einen Umsatzrückgang von 3,5% auf EUR 3,6 Mrd. Insgesamt äußern sich die Auswirkungen der das Jahr 2020 dominierenden COVID-19-Pandemie über alle Branchen hinweg, was den ohnehin bereits hohen Kostendruck noch weiter verschärfte. Dank unterstützender Maßnahmen wie Kurzarbeit veränderte sich die Beschäftigtenzahl per 31.12.2020 nur um -1,0% (auf 13.450 Personen).

 

Zuwächse verzeichneten die klassischen „Häuslbauer-Produktgruppen“ wie die Naturwerksteinindustrie (+8,2%), die Schotterindustrie (+3,5%) und die Putz- und Mörtelindustrie (+3,3%). Alle anderen Industriezweige verzeichnen teilweise deutliche Rückgänge. Besonders schwerwiegend sind die Verluste bei der Schleifmittelindustrie (-18,6%) und der Feuerfestindustrie (-15,6%), etwas gedämpfter in der Ziegel- (-3,4%), Kalk- (-3,2%), Transportbeton- (-2,5%) und der Sand- und Kiesindustrie (-0,8%).

 

Deutlich zu schaffen machte allen Branchen der plötzliche Ausfall einzelner Schichten bei Verdachts- oder Krankheitsfällen und der extreme Aufwand hinsichtlich Personal- und Hygienemittelbeistellung sowie der damit verbundene finanzielle Aufwand.

 

Die Erwartungen für 2021 sind verhalten positiv.

 

 

Entwicklung im Bauhilfsgewerbe

Die COVID-19-Pandemie und ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf die Wirtschaft machten im Jahr 2020 auch vor dem Bauhilfsgewerbe nicht Halt. Nach einem drastischen Einbruch der Auftragseingänge im März (-22,2%), April (-23,5%) und Mai (-15,5%) konnte sich das Bauhilfsgewerbe über den Sommer wieder etwas erholen. Die Auftragseingänge lagen jedoch im September und Oktober noch um ca. 7% unter dem Vorjahresniveau. Nahezu die Hälfte der Betriebe (47%) verzeichneten Rückgänge. Bei 39% lagen die Auftragseingänge auf Vorjahresniveau und 14% konnten sogar Steigerungen melden.

 

Nach einem Tiefststand im 2. Quartal 2020 stieg auch das Stimmungsbarometer gegen Ende des Jahres 2020 wieder etwas an: mehr als die Hälfte der Betriebe (52%) beschrieben ihre Geschäftslage im 4. Quartal 2020 als saisonüblich sowie weitere 15% als gut. Ein Drittel der Betriebe meldete allerdings eine schlechte Geschäftssituation.

 

Im Jahresdurchschnitt lag der Auftragsbestand um 15% unter dem Niveau des Vorjahrs. 73% des Gesamtauftragsbestands entfielen auf private/gewerbliche Auftraggeber, 19% auf öffentliche Bauprojekte (Abwicklung über Generalunternehmer bzw. Bauträger) und 8% auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden.

 

Die Erwartungen der Unternehmen für das 1. Quartal 2021 sind pessimistisch, insbesondere bei kleineren Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern. Etwas mehr als die Hälfte (51%) erwarten Rückgänge in den Auftragseingängen, 44% erwarten keine Veränderung und 5% erwarten Steigerungen. Diese Einschätzungen müssen zum einen im Lichte der eher kurzfristigen Aufträge im Bauhilfsgewerbe betrachtet werden – die derzeitige Lage birgt nach wie vor viele Unsicherheiten im Hinblick auf Investitionen – zum anderen ist das 1. Quartal eines Jahres saisonbedingt für das Bauhilfsgewerbe etwas ruhiger. Mit dem Beginn des Frühlings und somit der Bausaison sollte sich diese Situation wieder etwas entspannen. Trotz der gedämpften Erwartungen ist der Personalbedarf aktuell höher als in den vergangenen beiden Jahren.

 

Abgesehen von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hat das Bauhilfsgewerbe weitere Herausforderungen zu meistern: zusätzlich zur Preiskonkurrenz, unter der noch immer 61% der Betriebe leiden, sehen 57% der Betriebe Steuern und Abgaben als eine der Hauptherausforderungen, gefolgt von Bürokratie und Verwaltung (45%).

 

KMU Forschung Austria

Christina Enichlmair – Projektleiterin

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