Nach nur einem Jahr überarbeitete die Europäische Kommission ihre 2020 veröffentlichte Industriestrategie. Damit wurde ein Plan vorgelegt, wie Europas Industrie die Wende zu einer grünen und digitalen Wirtschaft schaffen kann: die „twin green and digital transition“. Der Umbruch im 21. Jahrhundert soll von Europa getrieben werden. Dafür werden neue Technologien, Innovationen, Business- und Finanzierungsmodelle benötigt, die neue Jobs, grüne Produkte und maßgeschneiderte Services schaffen sollen. Es geht – angesichts der Covid-19 Pandemie – um nichts weniger als die Souveränität Europas.

 

Basierend auf dem European Green Deal ist die europäische Industrie das Zugpferd dieser Transformation. Die Wertschöpfungsketten, einschließlich der energieintensiven Sektoren, werden entscheidend dazu beitragen, die hoch gesteckten Ziele zu erreichen. Die Industriestrategie gibt vor, dass sichere Versorgungsketten und leistbare Energie sowie Rohstoffe zur Verfügung stehen müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten. Die EU ergreift die Chance, Zukunftsmärkte für saubere Technologien aufzubauen und die nächsten Schritte für eine digitale Wirtschaft zu setzen. Wichtige Elemente sind dabei die Stärkung des Binnenmarkts, auf Klein- und mittlere Unternehmen (KMUs) zugeschnittene Maßnahmen sowie die Fachkräfteentwicklung. Gleichzeitig werden soziale und umweltbezogene Aspekte integriert, die das Leben in Europa für seine Bürger lebenswerter, gesünder und nachhaltiger gestalten.

 

Seit Mitte April liegt nun die Aktualisierung der Strategie vor. Nachdem es 2020 zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 6,3% gekommen ist, wird sehr viel Geld in die Hand genommen – EU Next Generation, EU-Recovery Fund usw. – um den prognostizierten Aufschwung von 3,7% (2021) und 3,9% (2022) zu erreichen. Die Krise hat eindrücklich gezeigt, dass der freie Verkehr von Waren und Personen in der EU wesentlich zum Funktionieren des Binnenmarkts beiträgt und daher abgesichert werden muss. Gleichzeitig wird das internationale Wirtschaftsgeflecht einer genauen Prüfung unterzogen und Schlüsselsektoren wieder nach Europa geholt.

 

Nachholbedarf gibt es definitiv bei der Digitalisierung der Wirtschaft. KMUs werden unterstützt, ihre Präsenz im digitalen Raum auszubauen. Spezielle Förderprogramme und Finanzierungsschienen (z.B. InvestEU) stellen EUR 45 Mrd. bis 2023 dafür bereit. KMUs stehen auch im Mittelpunkt bei der strategischen Entwicklung von Projekten im gemeinsamen Europäischen Interesse (IPCEIs), indem innovative Startups oder die Etablierung von Arbeitsgemeinschaften gefördert werden.

 

Neu in die Strategie aufgenommen wurden auch sektorspezifische Maßnahmen, wie jene für eine saubere europäische Stahlindustrie oder die Bemühungen einen Grenzausgleichsmechanismus für Kohlenstoff in Importen zu etablieren. Die gut gemeinten Ambitionen sollen Realität werden und nicht an Planlosigkeit scheitern.

 

Die Industriestrategie ist abrufbar unter:

https://ec.europa.eu/info/sites/default/files/communication-industrial-strategy-update-2020_en.pdf