Jürgen Neuhuber – Landessprecher der Regionalgruppe Oberösterreich des Forums Rohstoffe – über die zentralen Anliegen und Herausforderungen der Rohstoffbranche.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Anliegen der Rohstoffbranche?
Eine sichere Rohstoffversorgung bildet die Grundlage für leistbares Wohnen und die bevorstehende Energiewende. Es ist schlicht unmöglich, Wasserkraft und Windkraft ohne mineralische Rohstoffe auszubauen. Gleichzeitig bieten wir abseits der eigentlichen Produktion durch eine Vielzahl hochwertiger Renaturierungsprojekte ein Vorzeigebeispiel für gelebten Artenschutz in Österreich. All das ist für unsere Gesellschaft enorm wichtig. Deshalb muss es uns gelingen, diese Themen durch eine offene und klare Kommunikation den Menschen näher zu bringen.
Warum ist die regionale Nutzung und Gewinnung von mineralischen Rohstoffen so wichtig?
Grundsätzlich gilt: Je regionaler die Produktion, desto besser für die Umwelt, da Emissionen vor allem durch den Transport entstehen. Die vergangenen Jahre haben uns vor Augen geführt, wie fragil überregionale Lieferketten sind. Es gilt die Verfügbarkeit von Rohstoffen im Land langfristig abzusichern. Genau hier müssen wir die Menschen abholen und sie informieren, dass aus strategischer, wirtschaftlicher und ökologischer Sicht nur eine regionale Gewinnung von mineralischen Rohstoffen einen Sinn macht und daran ein Interesse „für alle“ besteht.
Wie kann /soll die Politik /die Gesetzgebung Ihre Arbeit in der Region unterstützen? Was würden Sie sich von dieser erwarten?
Wir würden uns erwarten, dass die Politik Rahmenbedingungen für unsere Branche vorgibt, die uns ein wirtschaftlich sinnvolles Umsetzen unserer Projekte ermöglicht. Dabei wäre es auch wichtig, die Landschaftsabgaben den Standortgemeinden zugutekommen zu lassen, um Mehrwert und Akzeptanz zu schaffen. Anpassungsbedarf sehe ich zum Beispiel beim Raumordnungsgesetz. Es sollte möglich sein, dass Beton- oder Asphaltmischanlagen in der Abbaustätte ohne gesonderte Widmung befristet auf die Abbaudauer errichtet werden können. Damit würden Zwischentransporte wegfallen und Emissionen eingespart werden.
Empfinden Sie den Verwaltungsaufwand bei neuen Projekten als überbordend? Betreibt Österreich hier ein sog. Gold Plating? Und welche Gesetze / Verordnungen, die Ihr Unternehmen in der Rohstoffgewinnung
betreffen, sollten geändert / verschlankt / abgeschafft oder adaptiert werden?
Sorgfalt ist wichtig. Insofern befürworten wir grundsätzlich eine genaue Überprüfung, bevor neue Projekte in die Umsetzung gehen. Trotzdem bin ich als Geschäftsführer eines Unternehmens, das seit Jahren Maßstäbe in Sachen Artenschutz und Biodiversität setzt, der Ansicht, dass Genehmigungsverfahren insgesamt effizienter gestaltet werden müssen. Wir laufen sonst Gefahr, den Selbstversorgungsgrad unserer Gesellschaft mit essenziellen Rohstoffen kontinuierlich zu verringern.
Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrem Unternehmen? Wie begegnen Sie diesen?
Zum einen sehen wir uns mit explodierenden Energiepreisen konfrontiert. Gerade an Standorten, wo wir mit elektrisch betriebenen Förderbändern und Aufbereitungsanlagen arbeiten, ist das ein wesentliches Thema. Wir versuchen durch den Ausbau unserer PV-Anlagen und die Prüfung alternativer Erzeugungsmöglichkeiten, wie Biomassenanlagen, gegenzusteuern. Weiters beschäftigt uns der Arbeitskräftemangel. Einige erfahrene Mitarbeiter werden in den kommenden Jahren den wohlverdienten Ruhestand antreten. Durch Kooperationen mit Schulen, Kommunikation auf Social Media und einem internen Weiterbildungsprogramm versuchen wir, die Attraktivität der Branche sichtbar zu machen und so neue Talente für uns zu gewinnen.
Warum ist es wichtig, sich als Unternehmer im Forum Rohstoffe zu engagieren?
Gemeinsam ist man stärker. Gemäß diesem Grundsatz bietet das Forum mineralische Rohstoffe eine Plattform, in der die Ziele der Branche abgesteckt und nach außen vertreten werden. Neben dem fachlichen Austausch kommt dabei auch die menschliche Komponente nicht zu kurz. Auch in Oberösterreich kommt es immer wieder zu Interessenkonflikten zwischen Bevölkerung und Betrieben.
Welche Herangehensweise braucht es, um mehr gegenseitiges Verständnis zu erzeugen? Welche konkreten Maßnahmen wurden bereits gesetzt?
Die Welser Kieswerke Treul entwickeln ihre Projekte im Einklang mit Menschen und Natur. An erster Stelle steht Kommunikation, die frühzeitig, sachlich und offen gestaltet ist. Das ist die Basis, auf der wir die Bevölkerung über unsere Projekte aufklären. Wir erklären, welche Vorteile dadurch für den Einzelnen, das Unternehmen, die Gemeinde und die Region entstehen. Aber das ist nicht alles. Auf der anderen Seite hören wir als Unternehmen zu und gehen auf etwaige Sorgen und Bedürfnisse der Menschen ein. Gerade als Familienunternehmen, das in Generationen denkt, ist uns dieser konsensorientierte Zugang extrem wichtig.
Welser Kieswerke Treul & Co. GmbH
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