Der Triel, auch „Haadhendl“ genannt, ist ein verborgen lebender und vorwiegend in der Nacht und Dämmerung aktiver Steppenvogel. Sein Lebensraum beschränkt sich in Österreich auf die Vogelschutzgebiete (Europaschutzgebiete) im Marchfeld und Steinfeld. Bereits im Rahmen der im Jahr 2018 durchgeführten Zählung wurden im Steinfeld lediglich sieben Reviere des seltenen Vogels in Österreich nachgewiesen. Der Bestand hatte sich somit bereits seit der großen Zählung im Jahr 2008 halbiert. Die heurige Zählung ergab einen erneuten Rückgang auf einen Bestand von nur 4 Revieren: ein Alarmsignal. Der Triel ist in Österreich massiv vom Aussterben bedroht.
Sand- und Kiesgruben als wichtiger Überlebensraum
Der Triel hatte bis Ende des 19. Jahrhunderts vor allem an der damals unregulierten Donau sein Hauptvorkommen und besiedelte auch die steppenartige Kulturlandschaft, wie trockene Ackerbau- und Weidegebiete. Heute nutzt der Triel als Lebensraum militärische Übungsgebiete und vor allem Rohstoffgewinnungsstätten wie Sand- und Kiesgruben. So war es dem Forum mineralische Rohstoffe ein besonderes Anliegen festzustellen, wo der Triel in diesen Sekundärlebensräumen brütet und mit welchen Maßnahmen der seltene Vogel geschützt werden kann.
Monitoring als Basis für Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen für den Triel
Um auf Basis aktueller Zahlen geeignete Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen für den Triel zu entwickeln, reichte das Forum mineralische Rohstoffe in Zusammenarbeit mit BirdLife Österreich beim Land Niederösterreich ein Monitoring-Projekt für das ESG Steinfeld im Rahmen der Ländlichen Entwicklung (LE) ein, das aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Niederösterreich gefördert und im Frühjahr 2022 gestartet wurde. Das Monitoring ist die Grundlage für ein geplantes LE-Projekt mit umzusetzenden Schutzmaßnahmen.
29 Kartierer auf der Suche nach dem Triel
Während der Phase der Revierabgrenzung von 1. April bis 15. Mai 2022 wurden im nördlichen Steinfeld in Niederösterreich von 29 Kartierern an jedem der insgesamt 65 Beobachtungspunkten dreimal sämtliche Trielbeobachtungen – von Rufen bis hin zu Flugbewegungen – registriert. Die Ergebnisse wurden protokolliert und entsprechend analysiert.
Nur noch vier Reviere und drei Einzelnachweise des Triels im Steinfeld
Als traurige Bilanz muss festgestellt werden, dass lediglich vier Reviere und drei Einzelnachweise festgestellt werden konnten. Von den vier Revieren befinden sich drei in Kiesgruben und eines auf den Trockenrasen des Truppenübungsplatzes Großmittel. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig diese Sekundärlebensräume für die Erhaltung einer vom Aussterben bedrohten Art sind. „Die Ergebnisse des Triel-Monitorings zeigen uns, dass der Triel ohne Sand- und Kiesgruben in Österreich keine Überlebenschance hat. Wir nehmen diese Verantwortung sehr ernst und entwickeln gemeinsam mit den vor Ort ansässigen Rohstoffbetrieben Schutzmaßnahmen, um dem Triel jenen Lebensraum zu bieten, den er benötigt. Doch der Lebensraum allein genügt nicht. Vor allem die Rahmenbedingungen müssen stimmen,“ so Dr. Petra Gradischnig, Geschäftsführerin des Forums mineralische Rohstoffe.
Lebensraumverlust bedroht den Fortbestand des Triels
Der kleine niederösterreichische Bestand stellt einen bereits recht isolierten Vorposten und das letzte verbliebene Brutvorkommen nördlich des Alpen-Karpaten-Bogens dar. Für den Rückgang der Art wird im Wesentlichen der Lebensraumverlust verantwortlich gemacht, denn der Triel benötigt offene Steppen und Halbwüsten sowie große Wildflusslandschaften mit ausgedehnten Umlagerungsstrecken.
Freizeitaktivitäten bedrohen das Überleben des Triels
„Vor allem die massiven regelmäßigen Motocross-Aktivitäten in den Trielgruben machen dem Triel zur Brutzeit das Leben schwer“, beklagt MMag. Bernadette Strohmaier, Projektleiterin bei BirdLife Österreich. Auch SpaziergängerInnen mit freilaufenden Hunden, sowie nächtlicher Autoverkehr über Feldwege im Zentrum des Triel-Verbreitungsgebietes stellen eine weitere Störung dar. Diese Entwicklung führt zu einer weiteren Abnahme des Triel-Bestandes.
Neuanlage von Brutplätzen und Nahrungsflächen
Zu Beginn der 1990er Jahre waren Bruten des Triels im Steinfeld so gut wie ausschließlich aus einem kleinen Bereich bekannt, in dem große Schottergruben unmittelbar neben den ausgedehnten Trockenrasen des militärischen Sperrgebietes Großmittel liegen. Um den besiedelbaren Bereich auszudehnen, werden seit 1997 Ackerparzellen und Teile von Schottergruben durch spezielle Maßnahmen Triel-gerecht adaptiert. Im Rahmen des Österreichischen Programms für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) wurde eine Fördermaßnahme für einen eigenen Brachetyp, die sogenannte Triel-Brache, entwickelt, die den Ansprüchen des Triels entspricht und die in potentiellen Vorkommensgebieten des Triels angeboten wird.
Seit 1994 flächendeckendes Triel-Monitoring in Österreich
In Österreich wurde erst 1994 mit flächendeckenden, gezielten Bestandserhebungen begonnen. Im Jahr 1995 konnten im Steinfeld nur noch fünf bis sechs Triel-Reviere nachgewiesen werden. Schon damals wurde von BirdLife Österreich mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsfonds durch die NÖ Naturschutzabteilung gemeinsam mit vor Ort tätigen Unternehmen wie Ready Mix Kies Union AG (heute Rohrdorfer) das erste Artenschutzprogramm zum Schutz dieses einzigartigen Laufvogels ins Leben gerufen. In den darauffolgenden Jahren erholte sich die Population langsam und erreichte im Jahr 2008 mit 14 Revieren ihren bisherigen Maximalbestand.
Störungen und ungünstigen Witterungsbedingungen erschweren das Leben des Triels
Leider musste bei der letzten großen Zählung im Steinfeld im Jahr 2018 festgestellt werden, dass sich der Bestand wieder auf lediglich sieben Reviere reduziert hatte. Dies wurde – neben den Störungen in den Lebensräumen – auf ungünstige Witterungsbedingungen in den Jahren 2017 und 2018 zurückgeführt. Im Jahr 2022 reduzierte sich diese Zahl jedoch weiter auf vier nachgewiesene Reviere im Steinfeld. Ohne Maßnahmen, mit denen die Lebensraumeignung erhöht bzw. das vorhandene Potential tatsächlich ausgeschöpft wird, ist daher ein durchschnittlicher Bestand von deutlich mehr als 15 Brutpaaren wahrscheinlich nicht erreichbar. Andererseits ist das Vogelschutzgebiet Steinfeld jedenfalls groß genug, um bei entsprechendem Management selbst einem Bestand von über 30 Brutpaaren genügend Lebensraum zu bieten.
Rohstoffe gewinnende Unternehmen erfüllen eine Vielzahl von Auflagen zum Schutz des Triels
Die Rohstoffe gewinnenden Unternehmen wie Wopfinger Transportbeton setzen eine Vielzahl an Schutzmaßnahmen um. So wird beispielsweise in Eggendorf der Humus rechtzeitig vor der Gewinnung auf einer Fläche von ca. 5 ha abgeschoben, um dem Triel immer offene Kiesflächen an der Geländeoberkannte, im Nahbereich zu seinen Nahrungsflächen (landwirtschaftlich genutzte Flächen und Trockenrasenflächen) zur Verfügung zu stellen. Um für entsprechende Nahrungsflächen mit div. Insekten und Samen zu sorgen, werden Wiesenflächen mit Kühen beweidet und der Rasen somit kurzgehalten. Darüber hinaus müssen Trielflächen von diversen Rohstoff- und Materiallagerungen freigehalten werden und sollen, außer zu Pflegezwecken, so weit wie möglich nicht befahren werden. Aber auch Anlagen, Förderbänder und Zäune müssen so errichtet werden, dass diese den Triel nicht in seinem bodennahen Flugbereich stören und für ihn zu sehen sind. Nach dem Ende der Rohstoffgewinnung wird die Hälfte der gesamten Gewinnungsfläche in einem Ausmaß von ca. 22 Hektar nicht mit Humus rekultiviert, sondern verbleibt als offenen Kiesfläche, welche auch zukünftig vom Bewuchs freigehalten werden wird.
Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung des Triels
Zu diesen Maßnahmen zählen beispielsweise Beweidungsprojekte auf verbuschenden Trockenrasen, lebensraumverbessernde Maßnahmen innerhalb der Triel-Kiesgruben wie Entbuschung, Entwicklung von lückigen gehölzfreien Halbtrockenrasen auf den Sohlflächen der Kiesgruben, die Anlage von verdichteten wechselfeuchten Flachwasserbereichen oder Neophytenbekämpfung. Ebenso konnten durch Absprachen mit den Betreibern Maßnahmen zur Brutplatzsicherung durchgeführt werden. Mittels Verbote und einer erhöhten Präsenz der Polizei vor Ort wurde im Steinfeld und Marchfeld versucht, Freizeitaktivitäten mit negativen Auswirkungen auf den Triel einzudämmen. Der Ansatz mit entsprechenden Aufklärungsmaßnahmen die illegalen Nutzer davon abzubringen, scheiterte bis dato. So wie im Marchfeld in den vergangenen Jahren vom Land Niederösterreich in Abstimmung mit den Rohstoffe gewinnenden Unternehmen beweidete Nahrungsflächen und störungsarme Brutflächen für den Triel einrichtet werden konnten, sollen auch im Steinfeld künftig wieder gezielt Triel-Schutzprojekte umgesetzt werden.