In der Rohstoffbranche gibt es viele großartige Familienbetriebe. Über Generationen hinweg haben sie mit Fleiß, Weitsicht und Mut zu Veränderungen die regionale Rohstoffversorgung gesichert und Arbeitsplätze geschaffen. Welche Werte und Ziele diese Vorzeigeunternehmen verfolgen, erklären uns Senior- & Juniorchef in unserem Doppelinterview. Den Start machen Koloman und Gregor Riedler von der Riedler Kies und Bau GmbH & Co KG.
Stellen Sie Ihren Betrieb kurz vor: Wer legte den Grundstein des Unternehmens und was waren die weiteren Meilensteine?
Koloman Riedler (sen.): Unser Unternehmen wurde von meinem Vater Johannes gegründet. Er begann 1953 mit dem Kiesabbau, zuerst im landwirtschaftlichen Nebenerwerb, ab 1957 mit LKW und Kieswäsche für die Versorgung der Baustellen in der Region. Seit den 60er Jahren werden auch Splitte für den Asphaltstraßenbau geliefert. Der Bereich Erdbau wurde ab 1978 ausgebaut. Seit dem Jahr 1986 stehe ich dem Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter vor. Im Jahr 1999 gründeten wir die Beton Kurier Transportbeton GmbH in Kematen/Ybbs, hier betreiben wir ebenfalls wie in Winklarn eine Kieswaschanlage. Im Jahr 2020 wurde das Unternehmen Anton Danner GmbH in Amstetten Mauer in unser Unternehmen integriert.
Und wie lief Ihr Weg in die Firma? Welche Rollen und Aufgaben haben Sie?
Gregor Riedler (jun.): Von klein auf waren wir schon als Kinder immer im Betrieb mit dabei. Nach der ab
geschlossenen Ausbildung an der Montanuniversität Leoben und internationalen Einblicken in der Rohstoffbranche, wechselte ich 2016 in den elterlichen Betrieb. Seit 2017 werden die Unternehmensbereiche Erdbau, Tiefbau und Transport von meinem Bruder Andreas Riedler und der Bereich Rohstoffe und Recycling von mir, jeweils als Geschäftsführer geleitet. Wir sehen uns als Familienunternehmen und beschäftigen derzeit gesamt 70 Mitarbeiter.
Was hat sich bei der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen verändert?
Koloman Riedler: Die Rohstoffgewinnung war früher von der behördlichen Genehmigung wesentlich einfacher. Dabei wurden heutige Problemfelder nicht behandelt. Große offene Flächen, Lärm, Staub etc. führten schließlich zu Bürgerinitiativen. Heute werden die betroffenen Fachbereiche sehr genau auf zukünftige Auswirkungen geprüft. Das führt zu teils langwierigen Verfahren. Dafür ist die Notwendigkeit der Rohstoffversorgung in der Öffentlichkeit wieder besser akzeptiert.
Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit heute in Ihrem Unternehmen?
Koloman Riedler: Unser Betrieb stammt aus einer Land- und Forstwirtschaft, die wir nach wie vor betreiben. Nach dem Abbau werden die Flächen wieder mit einer teils ökologischen bzw. nachhaltigen Nutzung bewirtschaftet. Die Betriebsgebäude werden mit Holz aus dem eigenen Forstbetrieb beheizt. Am Standort Winklarn versuchen wir gerade mit einem Energieversorger, eine 2-MW-Photovoltaik-Anlage umzusetzen. Seit 10 Jahren betreiben wir ein Anschlussgleis zur Anlieferung von Bindemittel. Auch der Rohstoffverkauf wäre hier möglich.
Gregor Riedler: 2015 haben wir unser Verwaltungsgebäude in Kematen/Ybbs, in Verbindung mit einer Wärmepumpe und einer PV-Anlage, als Überschussenergiehaus in Betrieb. Der Fuhrpark ist am neuesten Stand. Jedes Energiekilowatt wird bei uns genauestens und mehrfach geprüft eingesetzt.
Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft: Was waren früher die großen Herausforderungen der Branche und welche sind es heute?
Koloman Riedler: In der Vergangenheit war eine Herausforderung mit den zur Verfügung stehenden Anlagen treffsicher die Qualitätsanforderungen des Kunden zu produzieren. Die Ausbildung des Fachpersonals erfolgte zumeist mit learnig by doing in der Praxis. Damals war es einfacher, geeignete Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Heute sind die Fachkräfte mehr denn je das Rückgrat des Unternehmens. Ohne sie kann das Potenzial am Standort nicht bestmöglich genutzt werden.
Haben es Unternehmer in der Rohstoffbranche heute leichter oder schwerer als eine Generation zuvor?
Koloman Riedler: Ich kannte keine Zeit, in der es ohne Anstrengungen gegangen wäre. Auch in der Zukunft werden Herausforderungen mit Mut, Fleiß und Durchsetzungskraft zu meistern sein. Heute sind die fachlichen Ausbildungsmöglichkeiten, ob im Studium oder in berufsbegleitenden Ausbildungen, wesentlich breiter vorhanden.
Mit einem Generationswechsel ist immer auch ein Kulturwandel im Betrieb verbunden. Wie äußert sich dieser Wandel?
Gregor Riedler: Die Zeiten ändern sich, aber auch in Zukunft wird Qualität vor Quantität stehen. Waren es früher die Anlagen, die zum Teil selbst entwickelt und verbessert wurden, sind es heute digitale Anwendungen, die für eine gleichmäßige Aufbereitungsqualität sorgen. Die gesamten Betriebsabläufe können vom PC und Handy gesteuert werden. Nur mit der Digitalisierung können wir laufend die Effizienz steigern und damit am Markt bestehen.
Was tun Sie, um das Ansehen österreichischen Sand, Kies und Naturstein gewinnenden Unternehmen in der Gesellschaft zu verbessern?
Gregor Riedler: Unsere Kiesgruben stehen jederzeit Interessierten offen. Seit langer Zeit bieten wir Exkursionen an und führen Gruppen – vom Kindergarten bis zur Universität – durch unsere Abbaustätten. Dabei werden die notwendigen Eingriffe mit den anschließenden neu entstehenden Lebensräumen hautnah erlebbar gezeigt
RIEDLER Kies und Bau GmbH & Co KG: Vom kleinen Kiesabbau in den 1950er Jahren, entwickelte sich das Familienunternehmen stetig weiter. Heute beschäftigt die Riedler Kies und Bau GmbH & Co KG 70 Mitarbeiter und umfasst die Unternehmensbereiche Kies, Schotter, Sand, Erdbau, Abbrucharbeiten, Bodenaushub, Recycling und Transport. Die Unternehmensführung in den Sparten Erdbau, Tiefbau und Transport teilen sich Koloman Riedler und seine beiden Söhne Gregor und Andreas. Gemeinsam leben sie die Unternehmensphilosophie „Über 60 Jahre im Einklang mit der Natur – wir denken an die Zukunft“.