Entsprechend unserem Leitspruch „Wir gestalten Zukunft“ begleiten wir unsere Jugend darin, zu lernen Zusammenhänge zu erkennen und aktiv Lösungen für ein nachhaltiges und damit lebenswertes Miteinander zu entwickeln. Begünstigend wirkt, dass Nachhaltigkeit inhaltlich integraler Bestandteil sämtlicher Ausbildungen an der HTL Leoben ist und damit einen interdisziplinären, ganzheitlichen Blick auf die Welt prägt.
Unserer Fachrichtung Rohstoff- und Energietechnik kommt eine herausragende Bedeutung zu. In enger Abstimmung mit der Rohstoffbranche wurde vor mehr als 10 Jahren das Fundament und somit das Potenzial für die nachhaltige Entwicklung dieser österreichweit einzigartigen Ausbildung gelegt.
Hinsichtlich Attraktivität der Ausbildung gilt es, Veränderungen proaktiv aufzunehmen und in das pädagogische Konzept zu übersetzen, sodass die Rahmenbedingen zur Kompetenzentwicklung unserer Jugend für eine gelingende Zukunft gewährleistet ist.
Pädagogische Ausrichtung unterstützt Lösungsorientierung
Für die Kompetenzentwicklung sind für uns drei wesentliche Dimensionen bestimmend. Erstens gilt es, unsere Schüler im Erwerb von fachlichen Grundkompetenzen zu unterstützen. Erst auf deren Basis ist es möglich, u.a. technische Lösungen für Fragen der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. Dabei ist es von Bedeutung, die technischen Entwicklungen, beispielsweise betreffend Automatisierung und Digitalisierung oder KI, praxisorientiert zu integrieren.
Zweitens sind in der Arbeitswelt überfachliche Kompetenzen Voraussetzung für die Zusammenarbeit in Teams, die Haltung gegenüber Veränderung, das kritische Reflektieren von alternativen Lösungsansätzen und die Kommunikationsweise gegenüber verschiedensten Interessengruppen.
Drittens braucht es das praktische Tun, um grundlegende chemisch-physikalische Phänomene bis hin zum Prototypenbau begreifbar zu machen. Hierfür stehen den Schülern im 4 Rohstofftechnikum, dem hauseigenem Maker-Lab und dem Automatisierungs- und Digitalisierungslabor eine zukunftsweisende Ausrüstung und Programme zur Verfügung.
Was bedeutet das konkret für die Lernarbeit?
Grundsätzlich braucht es hierfür eine offene Lernkultur, wo das Ausprobieren und Sammeln von Erfahrungen in einem wertschätzenden Rahmen möglich ist. Dabei verschränken sich in der fachpraktischen Lernarbeit im Labor oder der Werkstätte grundlegendes Wissen mit dem praktischen Tun. Genau hier wird vor allem die Kompetenzentwicklung sichtbar. Im Rahmen von Projektarbeiten finden, entwickeln und diskutieren Schüler eigene Lösungsansätze in Teams oder übernehmen die Moderation von Projektbesprechungen. Wir begleiten die Schüler und unterstützen sie methodisch dabei. Die Ergebnisse sind fachlich ausgezeichnet und es werden immer neue Lösungen gefunden.
Schulisches Praxisbeispiel: Planung eines Hochwasserrückhaltebeckens
Am Beispiel der Planung eines Hochwasserrückhaltebeckens zeigte sich neben der ausgezeichneten fachlichen Herangehensweise die außerordentliche Motivation der Jugendlichen. Lösungen auf Fragestellung zum Thema Nachhaltigkeit und Auswirkungen des Klimawandels zu finden, setzt unmittelbar bei deren Interessen an. Die Abwicklung erfolgte im Rahmen des Abschlussprojekts des 5. Jahrgangs. Die Projektaufgaben reichten von der Geländeaufnahme (Schüttungsmessung, geotechnische Aufnahme, Aufnahme der Nutzungen durch Anrainer,…) über die Bemessung (Einzugsgebiet, Regenintensität, wieviel Wasser muss das Rückhaltebecken „puffern“) bis hin zum fertigen CAD-Modell des Beckens und zur Umsetzung. Lehrende fungierten hierbei als Berater. Das Fazit war, dass die Schüler mit hoher Selbstmotivation und erfolgreicher Teamarbeit Ergebnisse erzielten, die in der Praxis real umsetzbar sind.
Diplomarbeit „Hydrosanierung“ – Wie kann man belastetes Wasser wieder trinkbar machen?
Bei der Erarbeitung ihrer Diplomarbeit wenden Schüler ihre erworbenen Kompetenzen eigenständig und eigenverantwortlich in Zusammenarbeit mit überwiegend externen Projektpartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung an. Die Projekteigenschaften, modern, „out of the box“, neue Schwerpunkte, neue Partner und für die Ausbildung der kommenden Generationen bedeutsam, tragen wesentlich zur pädagogisch-didaktischen Schulentwicklung bei.
Dabei ging es um die Sanierung von schwermetallbelasteten Wässern. Die Fragestellung lautete: „Wie kann man belastetes Wasser wieder trinkbar machen?“. Wir holten mit Unterstützung von Prof. Dr. Leopold Weber die GeoSphere Austria und das NAWI Graz Geozentrum an Bord. Zusammen mit dem Höhlenverein für Höhlenkunde (Höhlenbären) mit seinen innovativen Vermessungsmethoden formten wir ein sehr buntes Projektteam. Die Aufgaben umfassten die markscheiderisch-geologisch-petrologische Erforschung des Gebirges, die Analyse der Quellwässer in der Region vor Ort und damit verbundene Untersuchungen und Auswertungen. Auf Basis der Ergebnisse wird zurzeit ein Konzept von den Schülern zur Sanierung der Quellwässer ausgearbeitet.
Zusammenarbeit mit den Anrainern
Im Zuge des Projekts lösten die Schüler nicht nur fachliche Fragestellungen, sondern waren auch in der Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Anrainern eingebunden. Dieses Projekt fand darüber hinaus auch Eingang in die Lernarbeit des 3. Jahrgangs aus Rohstoff- und Energietechnik. So wurde das Thema „Lösung von Metallen in Wässern“ im Laborunterricht in Form von praktischen Laborversuchen bearbeitet. Die aus den Versuchen gewonnenen Erkenntnisse haben die Schüler auf der „7th European Conference Raw MatTERS Ambassadors at Schools“ in Bologna im Oktober 2022 vor internationalem Publikum präsentiert und sich gemeinsam mit Schülern und deren Projekten aus ganz Europa ausgetauscht. Im Sinne einer nachhaltigen und lernenden Organisation werden die Erfahrungen und Konzepte aus den Projekten in die Ausbildung implementiert und stehen allen Lernenden zur Verfügung. Auf diese Weise bilden wir junge, selbstbewusste und motivierte junge Menschen aus, welche die Zukunft gestalten wollen und das Know-How und Selbstbewusstsein haben, dies auch zu tun!