Bei der diesjährigen Informationsveranstaltung des Forums Rohstoffe am 20. April 2023 mit mehr als 80 Teilnehmern lieferten sieben Experten in ihren hochkarätigen Vorträgen neue Erkenntnisse speziell für die Unternehmer in der Rohstoffbranche. Das Themenspektrum reichte von Betonstraßenbau, Materialforschung und Güterbeförderung bis hin zur Abschätzung von Standsicherheit von Tagbauböschungen mittels App. Außerdem wurde ein Blick in die Zukunft der weltweiten Energiepolitik gewährt und die neuen rechtliche Möglichkeiten in Bezug auf das Abfallende von Bodenaushub erörtert.
Neue Ansätze im Betonstraßenbau
Den Start machte Stefan Spalt von der ASFINAG Bau Management GmbH, der seinen Vortrag mit einem Überblick der Betondecken im österreichischen Straßennetz einleitete. In den nächsten Jahren seien rund 120 km zu sanieren – das entspricht rund 400.000m³ Beton (bei 12,5m breiter Fahrbahn und 0,27cm Belag) und rund 150.000 Tonnen Zement. Welche Straßenbauweise dafür eingesetzt wird, hängt von den Anforderungen ab. Entscheidend bei den Ausschreibungen werden die Faktoren Lärmverhalten, Lebensdauer / Schwerverkehrsbelastung, rasche Instandsetzung, Ressourcenschonung und Recycling sein.
Standsicherheit von Tagbauböschungen
Johann Kutterer von der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H und Georg Sammer, Implenia Österreich, berichteten über die erste praktische Anwendung der von Forum Rohstoffe und Montanuniversität Leoben entwickelten App B2ST im laufenden Betrieb. Das erfreuliche Ergebnis: Die mehr als 50 Einzelbeurteilungen im Steinbruch Dürnbach zur Ableitung der Gefahrenbereiche waren für das zuständige Arbeitsinspektorat plausibel und ausreichend genau. Die App B2ST wird als nützliches Werkzeug verstanden, um einen geschulten Blick für Gefahrenbereiche zu bekommen und gleichzeitig die Dokumentationspflicht zu erfüllen.
Güterbeförderung und Materialforschung im Straßenbau
Weniger praxisnah, dafür detailreich mit gesetzlichen Feinheiten, sprach Anja Krenn von Wirtschaftskammer Steiermark-Fachgruppe Güterbeförderungsgewerbe über die verschiedenen Perspektiven im Transport- bzw. Speditionsgewerbe. Im Vortrag ging sie auf die Definition Werkverkehr (GütBefG § 10) sowie die Pflichten und Unterscheidungsmerkmale ein. Hilfreich waren zudem ihre Ausführungen zur Kabotage-Regelung. Im nächsten Vortrag ging es nicht mehr nur darum, was auf der Fahrbahn passiert, sondern vor allem darunter. Bernhard Hofko von der TU Wien – Institut für Verkehrswissenschaften, klärte die Fragestellungen rund um die Eigenschaften und Materialien von Straßenbaustoffen. Mit Hilfe einer speziellen Prüfmethode gelang es ihm zu beurteilen, welcher mineralische Füller sich auf die Dauerhaftigkeit von Asphalt auswirkt. Auch der Einfluss der Gesteinskörnung auf die Asphaltalterung wurde untersucht.
Somit gelang es dem Team eine wissenschaftliche Grundlage für den nachhaltigen Einsatz mineralischer Gesteinskörnungen zu schaffen. Aktuell wird das Projekt “EcoRoads – nachhaltige Betonstraßen“ von ihnen begleitet, bei der sie die ökologische Bewertung von Betonstraßen vornehmen.
Ist Bodenaushub Abfall? Und wenn ja, wie lange
Nachdem Cornelya Vaquette vom Fachverband Steine-Keramik den Anwesenden einen äußerst spannenden Streifzug durch die Energiepolitik Österreichs im Vergleich zu den großen Volkswirtschaften präsentierte, wurden abschließend noch die brennenden Fragen zum Abfallende von Bodenaushub beantwortet. Martin Niederhuber von Niederhuber & Partner Rechtsanwälte GmbH zeigte die rechtlichen Möglichkeiten auf, die sich aus der EuGH-Entscheidung der Porr ergeben. „Es ändert sich viel. Jeder Sachverhalt muss dennoch einzeln betrachtet werden, um den zuständigen Akteuren die neuen Spielräume aufzeigen zu können“, sagt Niederuber. Ein wichtiger Aspekt: Das EuGH-Urteil wirke sich auch auf laufende Verfahren aus. Änderungen gibt es hinsichtlich der rechtskonformen Einordnung von Entledigungsabsicht, Nebenprodukt, Abfallende durch Qualitätskontrolle, Abfallende auch ohne Erfüllung von Formalkriterien. Wie das österreichische Abfallrecht künftig interpretiert werden wird, wird sich im Laufe der nächsten Jahre in den Gerichten entscheiden.