Viele Mitarbeiter der Schönkirchner Kies GmbH kennen die Nachfolger schon seit ihrer Kindheit. Mit Kompetenz und Einfühlungsvermögen beweisen Andreas Kisling jun. und Stephanie Kisling inzwischen, dass sie sich im Betrieb und am Markt durchsetzen. Unter der Leitung von Unternehmensgründer Andreas Kisling sen. wachsen sie Schritt für Schritt in ihre Aufgaben und übernehmen mehr Verantwortung. Typisch für die aktuelle Nachfolgegeneration ist der Fokus auf Mitarbeiterbindung und die Innovationsbereitschaft speziell im Bereich Digitalisierung.
Stellen Sie Ihren Betrieb kurz vor: Wer legte den Grundstein des Unternehmens und was war Ihre persönlich größte Innovation im Laufe Ihrer Karriere?
Andreas Kisling (sen.): Alles begann mit unserem landwirtschaftlichen Gutsbetrieb, bei dem eine kleine Schottergrube dabei war, weil man während des Krieges dort Schotter entnommen hat, um die Zugförderung Strasshof zu errichten. Das Material wurde damals mit einer kleinen Schmalspurbahn zum Ziel befördert. Das Projekt ist längst Geschichte, daraus entstanden ist jedoch das Eisenbahnmuseum Strasshof. Diese erste Grube habe ich dann im Jahr 1983 wieder aktiviert und damit haben meine ersten Gehversuche als Rohstoffproduzent begonnen. In den nächsten Jahren lag der Fokus aber noch auf der Landwirtschaft und der Spiritusbrennerei. Im Jahr 1995 habe ich mich dann ganz auf die Kies- und Schottergrube konzentriert und unser Unternehmen Schönkirchner Kies gegründet. Zwei Jahre später fand die Fusion mit Asamer statt. Die Schönkirchner Kies wurde in die Asamer-Gruppe eingebracht und ich habe Anteile an der Asamer-Holding Wien bekommen. Ich war dann auch Geschäftsführer von der Sparte Transportbeton. Im Jahr 2015 haben wir uns im beiderseitigen Einvernehmen wieder getrennt und seitdem führen wir die Schönkirchner Kies allein und als reines Familienunternehmen.
Mein größtes Projekt ist der Bahnanschluss, den ich bei uns realisiert habe
Wir haben uns laufend weiterentwickelt. 1997 haben wir im Kieswerk einen Sandklassierer in Betrieb genommen, der eine optimale Abscheidung der sedimentierenden und der schwimmenden Stoffe gewährleistet. Wir konnten damals schon eine gleichbleibende Sandqualität garantieren, die natürlich für die Betonindustrie sehr wichtig ist. Mein größtes Projekt ist der Bahnanschluss, den ich bei uns realisiert habe. Dadurch haben wir die Möglichkeit die Entsorgung für die großen Bahntunnel im Raum Wien zu machen (Lainzer Tunnel, Teile des Wienerwaldtunnels und Semmering-Basistunnel). Im Jahr 2022 haben wir in einen effizienten Traktor-Scraper investiert, der Erdreich schichtweise abträgt und gleichzeitig lädt, um das Erdmaterial anschließend abzutransportieren und wieder auszubreiten.
Und wie verlief Ihr Weg in die Firma? Welche Rollen und Aufgaben haben Sie?
Andreas Kisling (jun.): Ich war schon während meiner Schulzeit immer wieder als Ferialpraktikant in den Sommerferien im Betrieb tätig und immer eingebunden. Daher verlief mein Weg in das Unternehmen sehr problemlos. Viele Mitarbeiter kennen mich schon von klein auf und ich wusste schon von der ersten Sekunde an, wie die Organisation im Detail läuft. Meine Schwester, Stephanie, hat sich erst später dazu entschlossen in den Familienbetrieb einzusteigen, sie ist für das Finanzcontrolling zuständig und verwaltet die Arbeitssicherheit.
Was hat sich bei der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen ins Positive verändert?
Andreas Kisling (sen.): Unser Augenmerk liegt heute auf der Renaturierung. Die Kiesgruben werden nach der Gewinnung mit Bodenaushubmaterial zugeschüttet, dann kommt der Humus obendrauf und man kann nach einigen Jahren wieder ganz normal Landwirtschaft betreiben. Manche Bereiche werden aber auch zum Naturgebiet umgebaut, hier siedeln sich unterschiedliche Amphibien und Vögel an, die hier einen ungestörten Lebensraum vorfinden.
Andreas Kisling (jun.): Früher war der Einsatz von Bindemittel und Bodensauberkeit sicherlich nicht so stark reglementiert wie heute. Ebenfalls die ständige Nachbesserung der Deponieverordnung hat Missbrauch stark verringert.
Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Andreas Kisling (sen.): Klimaneutralität ist sehr wichtig und wir wollen hier positiv beeinflussen. Abgesehen von unserem Beitrag zur Biodiversität sind Photovoltaikanlagen ein großes Thema bei uns. Auf den zugeschütteten Gruben möchten wir Anlagen errichten, aber leider fehlen uns die Genehmigungen seitens des Landes. Unser Fokus liegt darauf, unsere Ökobilanz zu verbessern und CO2 zu vermeiden, während der politische Wille oftmals auf der Wiederherstellung landwirtschaftlicher Flächen liegt.
Haben es Unternehmer in der Rohstoffbranche heute leichter oder schwerer als eine Generation zuvor?
Andreas Kisling (sen.): Es liegt in der Natur der Sache, dass früher alles einfacher war. Bei meiner ersten Grube hat es ca. 6 Monate gedauert, bis ich alle Genehmigungen beisammen hatte, inklusive einer Nassbaggerung. Zum Vergleich: Mein jüngstes UVP-Verfahren hat mehr als zehn Jahre gedauert. Das haben wir 2012 begonnen und im Jahr 2023 ist es rechtskräftig geworden. Dass es viele Auflagen gibt, ist in Ordnung, aber leider widersprechen sich viele davon, das macht enorm schwierig. Wie ein Rohstoffbetrieb in Zukunft funktionieren soll, ist mir derzeit nicht klar.
Andreas Kisling (jun.): Einer der großen Herausforderungen ist die Erschließung von neuen Geschäftsfeldern wie z.B. Recycling. Da der Rohstoff Kies durch die Genehmigungsverfahren sowie die Gegenwehr von Anrainern immer knapper wird, ist es eine große Herausforderung geworden, die bestehende Menge an betriebsinternen Ressourcen zu schonen und recyceltes Material im Markt zu etablieren.
In welchem Bereich haben es Unternehmer in der Rohstoffbranche heute leichter?
Andreas Kisling (jun.): Durch die Digitalisierung ist es einfacher geworden die Prozessabläufe zu optimieren. Ich kann heutzutage sehr einfach meine Kosten und Kundenstruktur darstellen und zielgerichteter Einsparungen vornehmen bzw. den Produktionsprozess effizienter gestalteten.
Mit einem Generationswechsel ist immer auch ein Kulturwandel im Betrieb verbunden. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?
Andreas Kisling (sen.): Man passt heute viel mehr auf seine Mitarbeiter auf als früher. Die Anforderungen sind komplexer geworden, es braucht mehr Ausbildung und Einschulung, um die Arbeiten mit den Maschinen überhaupt ausführen zu können. Meinen Kindern ist Mitarbeiterbindung sehr wichtig. Die Mitarbeiter sollen sich hier wohlfühlen, sich als Teil der Familie sehen. Wir gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein, im Gegenzug übernimmt jeder Einzelne auch gerne Verantwortung. Glücklicherweise ist die Fluktuation bei uns sehr gering.
Website: SCHÖNKIRCHNER KIES