Der Steingarten kann eine Oase der Biodiversität sein. ©Pixabay_user_id16096197

 Sie haben keinen guten Ruf und werden schon mal als „Kieswüste“ oder „Gärten des Grauens“ bezeichnet. Dabei sind richtig angelegte Steingärten wahre Helden für unser Ökosystem. Sie entpuppen sich idealer Lebensraum für Pflanzen, die mit wenig Nährstoffen, Feuchtigkeit und Erde auskommen.

Der klassische Steingarten gehört seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Kultur europäischer Gartenge- staltung. Ein Steingarten bietet alpinen oder trockenheitsverträglichen Pflanzen einen optimalen Standort. Und hier sind wir auch schon beim wichtigsten Teil angelangt: Dekorative Steine allein machen noch keinen Garten. Idealerweise besteht er aus den typischen Pflanzen gebirgiger Landschaften, trockenheitsverträglichen Gewächsen und magerer Erde. Das Gestein (Splitt, Kies oder auch Schotter) dient dabei als Mulch, wird aber auch in den Boden eingearbeitet. Die mediterranen Pflanzen brauchen lockeren luftigen Boden mit einer größeren Porenstruktur. Der Boden ist somit durchlässig, Regenwasser kann problem- los versickern, blühende Pflanzen bieten Insekten Nahrung.

Artenreiche Magerbiotope aus regionalen Baurohstoffen

Für die passende Bepflanzung im Steingarten eignen sich mehrere hunderte Spezies, die sich durch ihre Genügsamkeit und Robustheit auszeichnen. Einige beliebte Beispiele sind Blaukissen, Polsterphlox, Thymian, Wollziest, Kissenginster, echter Lavendel, Rippenfarn oder auch Enzian. Um erfolgreich zu sein, muss man auf die Zusammensetzung der Steine bei der Pflanzenauswahl Rücksicht nehmen. So gibt es viele kalkliebende, aber auch kalkmeidende Arten.

Von kundiger Hand angelegt, sind die „verpönten“ Steingärten also strukturreiche und wertvolle Magerbiotope. Sie bieten Mikroklimata, in denen sich hochspezialisierte Pflanzen, viele davon aus dem alpinen Raum, wohlfühlen. Neben einer Vielzahl von Insekten, die in einem naturnahen Steingarten wohnen, dürfte die bekannteste Bewohnerin im Steingarten die streng geschützte Zauneidechse sein. Auch im Präriegarten wachsen hitzefeste Pflanzen im natürlichen Boden, Kies oder Lavasplitt dienen als Mulch und schützen den Boden als eine Art Sonnenschirm. Auf den Steinen ist es warm, unter den Steinen befindet sich die feuchte Erde und oben steht der Bewuchs.

Schottergärten haben eine gute Klimabilanz

Ein häufiges Argument gegen Steingärten ist, dass die verwendeten Steine oft von weit her angeliefert werden. Für Österreich trifft das nicht zu. Die Gewinnung von Steinen hat sogar einen sehr geringen CO₂-Fußabdruck. Das liegt vor allem an den modernen Produktionsstätten und an der regionalen Verfügbarkeit von Sand, Kies und Natursteinen. Die durchschnittlichen Transportstrecken liegen hierzulande unter 30 km. Eine Tonne grobe Gesteinskörnung, die in einem heimischen Werk produziert wird, weist ein durchschnittliches CO₂-Äquivalent von 2,8 kg aus. Dieser Wert kann sich sehen lassen, er liegt sogar unter dem europäischen Durchschnitt.

Ob große Steingartenlandschaft oder kleines Steinbeet: Ein Steingarten bringt mehr Vielfalt in den Garten und ermöglicht Pflanzenfamilien, die auf normalem Gartenboden nicht gedeihen würden. Wer keinen Platz dafür findet, kann auch ein Mini-Steingärtchen in einem Pflanzgefäß anlegen – eine Variante, die als Deko-Element auf Balkonen und Terrassen immer beliebter wird.

Autor: Evelin Past