Raus aus den verstaubten Klassenzimmern, rein ins Abenteuer. Das ist die Devise der Mitgliedsbetriebe des Forums Rohstoffe, die regelmäßig die Türen ihrer Werke für Kindergartengruppen und Schulklassen öffnen. Die Kinder und Jugendlichen haben auf diesem Weg die Chance den Schulalltag hinter sich zu lassen, um die vielen Facetten der Baurohstoffgewinnung in Österreich praxisnah kennenzulernen. Eine Reportage.
Mehr als nur Gestein
In Steinbrüchen, Sand- und Kiesgruben verbirgt sich mehr als nur Gestein. Die Rohstoffbetriebe bieten eine faszinierende Lernumgebung mit hautnahem Einblick in lokale Geologie und Technik zur Gewinnung von mineralischen Rohstoffen. Zwei Klassen der Wiener HAK/HAS Margaretenstraße durften diese Erfahrung sammeln. Für die Klasse war die Exkursion kein Zufall, sondern im wahrsten Sinne ein Glücksfall. Die Klassenfahrt samt Bus war der Preis des Gewinnspiels, das im Rahmen der Bildungsfachmesse Interpädagogica vom FmR verlost und am 3. April 2024 eingelöst wurde.
Weiße Turnschuhe, gelber Helm
Bei strahlendem Sonnenschein traf der Bus mit etwas Verspätung am Betriebsgelände von Rohrdorfer in Bad Deutsch-Altenburg ein, wo seit rund 115 Jahren dolomitischer Kalkstein abgebaut wird. Zwei Lehrerinnen (Warenlerne, Geografie und Wirtschaftskunde) stiegen hastig aus dem Bus und erklärten, dass es Probleme bei der U-Bahn in Wien gab und sich die Abfahrt deshalb verzögert habe. Die Schüler folgten deutlich entspannter, die Mehrheit trug weiße Sneakers. Den Rat, sich festes Schuhwerk für die Steinbruchbesichtigung anzuziehen, schien niemand so wirklich ernst zu nehmen. Was sich zu einem späteren Zeitpunkt als (Anfänger-) Fehler herausstellen würde.
Nahversorger von Sand, Splitt und Schotter
Bevor es in den Steinbruch ging, gab es eine theoretische Einführung von Florian Bauer, Regionalgeschäftsleitung NÖ Nord der Rohrdorfer Sand und Kies GmbH. Mit seiner abwechslungsreichen Präsentation konnte er vor allem das Interesse der Jungs wecken, die sich aktiv beteiligten und Fragen beantworteten. Die meisten Schülerinnen, die vorzugsweise in den letzten Reihen Platz nahmen, verhielten sich indes eher zurückhaltend. Nachdem geklärt war, was mineralische Rohstoffe sind, wie der Steinbruch aufgebaut ist und welche Produkte für die Baustoffindustrie sowie Bauwirtschaft entstehen, startete endlich die Erkundungstour. Mit entsprechender Sicherheitsausrüstung und einer klaren Einschulung zum Verhalten am Werksgelände ging es zurück zum Bus. Vorbei an Silos und Aufbereitungsanlagen fuhr dieser den steilen, holprigen Weg bis ganz nach oben, wo man die 6 Abbauetagen mit ihren 9 bis 12 m hohen Etagenwänden und die gesamte Produktion wunderbar überblicken konnte. Es waren imposante Bilder, die den Jugendlichen geboten wurden und die sich nachhaltig einprägten. Noch nie haben sie so etwas gesehen, bestätigten die Schüler aus Wien. Begeistert wurden Selfiesticks und Handys gezückt, um die Eindrücke festzuhalten.
Der Vorbrecher, ein wahrer Kraftprotz
Weiter ging es zur riesigen Vorbrecheranlage, dessen Aufgabe es ist, großes Gestein auf eine bestimmte Kantenlänge zu zerkleinern. Dafür braucht es nicht nur sehr viel Kraft und mechanische Energie, sondern es ist auch so laut, dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Welche Kräfte in einem solchen Vorbrecher wirken, wenn riesige Felsblöcke Stück für Stück so lange bearbeitet werden, bis sie als Brocken mit dem Ausmaß einer Schuhschachtel unten wieder aus dem Vorbrecher zur Weiterverarbeitung herausfallen, durften die Jugendlichen hautnah erleben. Bei der Rückkehr zum Bus waren die weißen Sneaker bei den meisten mit Matsch bedeckt. Das Areal wird regelmäßig bewässert, um die Staubentwicklung kontinuierlich zu reduzieren. Speziell die Fahrwege, Förderbänder und Halden profitieren von der automatischen Bewässerung.
Die Sprengung als Highlight der Klassenfahrt
Zum Abschluss gab es noch ein besonderes Highlight. Zuerst wurden das Zünd- und Sprengstofflager, das sich unter Tage befindet, begutachtet. Es folgten Erläuterungen zur Sprengtechnik, vom Laden der Bohrlöcher bis hin zur Erschütterungs- und Lärmmessung. Danach durften die Schüler eine Sprengung – selbstverständlich in sicherer Entfernung – live miterleben. Genau dieser praktische Bezug macht abstrakte Konzepte, wie die Tätigkeiten in einem Steinbruch, greifbar und vertieft das Verständnis der Schüler.
Mit einer Jause und dem Wissen rund um den gesamten Produktionsablauf im Steinbruch Hollitzer gestärkt, ging es für die zwei Schulklassen wieder zurück nach Wien. Vor dem Abschied wurden die weißen Sneaker noch sehr gründlich geputzt!