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Die Vielfalt der Gesteine ist schier grenzenlos, ebenso wie deren Entstehung und Anwendungsgebiete im Leben. Um genau darauf aufmerksam zu machen, küren der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) und die Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) das Gestein des Jahres. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Suevit.

Das Gestein des Jahres 2024 ist definitiv nicht häufig. Sein Vorkommen ist eng mit lokalen Katastrophen verbunden, was an der spektakulären, aber auch zerstörerischen Entstehung von Suevit liegt. Denn es handelt sich um einen Impaktit, also ein Gestein, das durch den Einschlag eines großen Meteoriten entstanden ist. Dadurch ist das Gestein sehr variabel. Seine chemische Zusammensetzung hängt stark vom jeweiligen Muttergestein ab, in das der Meteorit eingeschlagen ist. Dafür besitzt es aufgrund seiner Entstehung unter extremen Bedingungen eine nahezu einzigartige Mineralogie. 

 Kosmische Katastrophe als Ursprung

Weltweit gibt es Suevit fast nur rund um die deutsche Kleinstadt Nördlingen im Herzen Bayerns. Genau dort ereignete sich vor etwa 14,8 Millionen Jahren ein kosmischer Einschlag. Ein gewaltiger Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Kilometer stürzte auf die Erde. Dieser Aufprall führte zu einer dramatischen Schockwelle, die an der Oberfläche alles vernichtete und den Untergrund des Nördlinger Ries erschütterte und gewaltige Mengen an Material in die Atmosphäre schleuderte. Der Mond und das Ries sind deshalb in gewisser Weise geologisch verwandt: denn auch der Mond ist übersät von Einschlagskratern. Schon in den 1970er Jahren trainierten Apollo-Astronauten vor ihrem Flug zum Mond im Ries.


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Suevit als Gestein

Suevit ist ein zähes, größtenteils graues, mäßig verfestigtes, tuffartiges Gestein von grauer bis gelblich-grüner Farbe. Die Grundmasse ist vorwiegend feinkörnig und besteht aus zerriebenen mesozoischen Sedimenten der Alb, Mineralfragmenten und Tonmineralen. In dieser Matrix finden sich Gesteinsbruchstücke unterschiedlicher Größe, die in seltenen Fällen bis zu einem Meter groß sein können. Sie bestehen größtenteils aus Grundgebirgsgesteinen wie Gneisen, Graniten und Dioriten, aber auch Amphibolite und Karbonatgesteine kommen vor.

Prominente Bauwerke aus Suevit

Suevit lässt sich, ähnlich wie vulkanische Gesteine, recht gut bearbeiten. Außerdem besitzt das Gestein gute Dämmeigenschaften. So ist es nicht verwunderlich, dass es bereits von den Römern als Baustoff verwendet wurde. Zahlreiche Bauten wurden aus Rieser Suevit errichtet. Die 1505 fertiggestellte St. Georgskirche in Nördlingen mit ihrem 90 m hohen Turm „Daniel“ ist ein bekanntes Beispiel aus der frühen Neuzeit. Überregionale Beispiele sind etwa die Oberpostdirektion Grottenau in Augsburg (1908), die heutige Außenstelle des Eisenbahn-Bundesamtes in München (1916) oder das Königlich-Bayerische Postamt am Ostbahnhof in München (ca. 1910). Der Suevit wird noch heute für die Produktion von trasshaltigen Bindemitteln in zwei Steinbrüchen abgebaut.