Beim steirischen Familienunternehmen Strobl ist der Übergang von der vierten auf die fünfte Generation vollbracht. War vor mehr als 140 Jahren noch ein Gasthaus der Mittelpunkt, ist die Erfahrung der Familien Strobl, Eibisberger und Mayer ist heute in einer Unternehmensgruppe vereint. Mit fünf spezialisierten Bereichen – vom Schotter- und Betonwerk über Asphalt und Tiefbau bis hin zu präzisen Bohr- und Schneidearbeiten sowie Abbruch und Recyclingpark – zeigt dieser Familienbetrieb, wie Tradition und Expertise Hand in Hand gehen.
Stellen Sie Ihren Betrieb kurz vor: Wer legte den Grundstein des Unternehmens und was war Ihre persönlich größte Innovation im Laufe Ihrer Karriere?
Peter Eibisberger sen.: Mit der Eröffnung des Gasthauses Strobl im Jahr 1880 begann die Geschichte des Unternehmens, das bis heute mit sehr breitem Leistungsportfolio besteht. Mit der Zeit wurden nach und nach weitere Bereiche erschlossen. Der Kalksteinbruch am Standort, um Schottermaterialien für diverse Verwendungsgebiete abzubauen, die werkseigene Asphalt- und Betonproduktion oder der Fokus auf Erdbau. Schon damals war unser Antrieb die Weiterentwicklung, denn nur wer Trends frühzeitig erkennt und den Mut hat, neue Ideen zu verfolgen, baut auf eine erfolgreiche Zukunft. Wir setzen auch Zeichen im Sinne der Nachhaltigkeit. Baurestmassen werden nicht bloß entsorgt, sondern grundlegend charakterisiert und aufbereitet, um in künftigen Projekten wiederverwendet zu werden. Dadurch können wertvolle Primärrohstoffe eingespart werden und der ökologische Fußabdruck verbessert sich.
Und wie verlief Ihr Weg in die Firma? Welche Rollen und Aufgaben haben Sie?
Peter Eibisberger jun.: Schon als Kind war ich regelmäßig im Betrieb mit dabei, das Familienunternehmen war schon immer ein großer Bestandteil in meinem Leben. Auch neben dem Studium war ich im Unternehmen tätig. Ich habe sämtliche Bereiche in unserem Betrieb erkundet, vom Fahren der schweren Maschinen wie LKW, Bagger oder Radlader, als Schlosser in der Werkstatt oder als Arbeiter bei Asphaltierungsarbeiten. Im Jahr 2014 habe ich schließlich die Firma Strobl Abbruch und Demontage GmbH und 2021 gemeinsam mit Stefan Rauscher die Strobl Bohr- und Schneidetechnik GmbH gegründet. Schon damals wusste ich, dass diese Bereiche Zukunft haben.
Da sich meine Eltern 2024 offiziell aus dem Unternehmen zurückgezogen haben, führe ich jetzt gemeinsam mit meiner Schwester als Geschäftsführer und Gesellschafter die Unternehmensgruppe.
Tina Mayer: Mein Weg in die Firma verlief ähnlich, nur in anderen Bereichen. Ich durchlief verschiedene Stationen in der Fakturierung, im Sekretariat, in der Buchhaltung, in der Disposition und ebenfalls im Marketing, was mir ein umfassendes Verständnis für die unterschiedlichen Bereiche verschaffte. Seit dem Rückzug meiner Eltern bin ich gemeinsam mit meinem Bruder als Geschäftsführerin und Gesellschafterin tätig.
Was hat sich bei der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen ins Positive verändert?
Peter Eibisberger sen.: Durch die technischen Weiterentwicklungen im Sprengwesen können genaue Berechnungen in Bezug auf Sprengerschütterungen durchgeführt werden. Der Einsatz von Baumaschinen mit klimatisierten und schallgedämpften Kabinen macht das Arbeiten für die Mitarbeiter ebenfalls angenehmer, als es noch vor 30 Jahren war.
Peter Eibisberger jun.: Durch den technologischen Fortschritt von Anlagen und Maschinen können wir heute effizienter und schneller arbeiten. Die Maschinen sind zudem deutlich sicherer geworden, wodurch das Risiko für Arbeitsunfälle reduziert werden kann.
Welchen Stellenwert haben Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Erna Eibisberger: Wir waren in unserem Betrieb stets bemüht, umweltschonend und nachhaltig zu arbeiten. Nachdem wir unsere Beton- und Asphaltmischanlage direkt am Standort des Steinbruches betreiben und die Beförderung der Anlagen hauptsächlich mittels Förderbänder erfolgt, ist der CO2-Ausstoß sehr gering. Auch abgebaute Flächen im Steinbruch werden umgehend rekultiviert. Weiters sind wir hauptsächlich regional tätig und haben somit kurze Transportwege.
Peter Eibisberger jun.: Bereits vor einigen Jahren haben wir unser Geschäftsmodell den aktuellen Gegebenheiten angepasst, um umweltbewusster zu arbeiten. Zu erwähnen ist, dass man Menschen nicht generell vom Bauen abhalten soll. Stattdessen muss dafür gesorgt werden, dass Ressourcen wie Baurestmassen nicht verschwendet werden, sondern sie sollen wieder im Kreislauf aufgenommen und wiederverwendet werden. Mit diesem Ansatz können ca. 30 % der natürlichen Rohstoffe in unserem Betrieb eingespart werden.
Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft: Was waren früher die großen Herausforderungen der Branche und welche sind es heute?
Peter Eibisberger sen.: Es war eine rasante Entwicklung im technischen und digitalen Bereich, den man standhalten und in seinem Betrieb einfließen lassen muss, um weiter bestehen zu können.
Peter Eibisberger jun.: Heute sind wir in mehreren Sparten tätig und dieses Wachstum erfordert eine höhere Anzahl an kompetentem Fachpersonal. Es ist schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die dieselben Werte teilen und gemeinsam in dieselbe Richtung gehen möchten. Die Anforderungen am Arbeitsmarkt hinsichtlich flexibler Arbeitszeitmodelle und Urlaubsverhalten sind gestiegen.
Haben es Unternehmer in der Rohstoffbranche heute leichter oder schwerer als eine Generation zuvor?
Erna Eibisberger: Es hat gefühlsmäßig nie einen Zeitpunkt gegeben, an dem es keine Herausforderungen gab. Trotzdem sind wir der Meinung, dass es heute schwieriger ist ein Unternehmen in der Rohstoffbranche zu führen, da die Genehmigungsverfahren sehr aufwendig und kompliziert sind und dadurch auch einer längeren Bearbeitungszeit bedürfen.
Peter Eibisberger jun.: Es ist definitiv nicht leichter geworden. Die Kosten, insbesondere für Energie, sind gestiegen und die Konkurrenz ist stärker geworden. Gleichzeitig gibt es strengere Auflagen und komplexere Genehmigungsverfahren. Zusätzlich zu den steigenden Kosten bleiben die Preise für die Produkte nahezu unberührt, was es für Unternehmen in der Rohstoffbranche schwieriger macht, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mit einem Generationswechsel ist immer auch ein Kulturwandel im Betrieb verbunden. Wie haben Sie diesen Wandel erlebt?
Peter Eibisberger sen.: Als wir vor ca. 30 Jahren den Betrieb von unseren Eltern übernommen haben, war der Ton in der zwischenmenschlichen Beziehung etwas rauer als heutzutage. Wir haben nach und nach eine Kommunikationslinie gefunden, die von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt war. So konnten wir Mitarbeiter langjährig in unserem Betrieb halten. Unser Bestreben war immer gemeinsam mit unseren Mitarbeitern das Beste für die Firma herauszuholen und so wird es auch weiterhin sein.
Peter Eibisberger jun.: Es ist wichtig, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist mir wichtig, um die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu verstehen und so gut wie möglich darauf einzugehen. Nur so ist es meiner Meinung nach möglich, dass sich die Mitarbeiter zu 100% mit dem Unternehmen identifizieren.
Was tun Sie, um das Ansehen österreichischen Sand, Kies und Naturstein gewinnenden Unternehmen in der Gesellschaft zu verbessern? Was kann die Politik beitragen?
Tina Mayer: Wir setzen auf Bewusstseinsbildung durch Marketingmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit. Wissensvermittlung in Kindergärten und Schulen, um bereits die Jüngsten auf die Notwendigkeit der Rohstoffgewinnung aufmerksam zu machen, ist sehr wichtig. Von der Politik würden wir uns wünschen, dass deutlicher gemacht wird, dass unser Angebot für die Gesellschaft notwendig ist und dass Genehmigungsverfahren einfacher abgewickelt werden können.
Website: Strobl Unternehmensgrupe Eibisberger GmbH