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Sind die Gesteine im Boden, auf dem Wein angebaut wird, für die Charakteristik eines Weins ausschlaggebend? Oder liegt die Einzigartigkeit des Weins doch eher an den Fähigkeiten des Winzers im Weingarten und im Keller? Wir begeben uns auf Spurensuche, wie sehr der Stein den Wein prägt.

Zahlreiche Bücher erklären die Zusammenhänge zwischen der Geologie, den Böden und den darauf wachsenden Weinen. Weinliebhaber behaupten, die Mineralität im Wein schmecken oder sogar riechen zu können. Geologen verstehen unter Mineralik jedenfalls etwas anderes. Sie denken wirklich an Minerale, die das Gestein prägen. Doch was kann die Geologie zur Beschreibung und Beurteilung eines Weins tatsächlich beitragen?

Bodenschätze für den Wein

Beginnen wir mit der Spurensuche einmal genau dort, wo wir Minerale finden. Im Boden. Gesunder Boden ist entscheidend für das Wachstum gesunder Reben und die Qualität der Trauben. Eine gute Drainage, Nährstoffversorgung und Wasserrückhaltevermögen des Bodens sind von großer Bedeutung. Die Bodenqualität und das Gestein spielen eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der Weinberge.

Schaut man wissenschaftlich auf den Boden, dann wird immer in die verschiedenen Schichten, die Horizonte, unterteilt. Diese Zonen werden in Oberboden (A-Horizont), Unterboden (B-Horizont) und Ausgangsgestein (C-Horizont) gegliedert. Das Ausgangsgestein besteht aus Kristallen, deren chemische Verbindungen unterschiedlichste Minerale bilden. Was darüber hinaus im Ausgangsgestein vorkommt, macht meist das Spezifische eines Bodens aus. Die Rebe weiß natürlich sehr genau, was sie braucht. Sie muss sich mit ihren Wurzeln durch den Boden, den Unterboden und durch das Gestein kämpfen, um an all die Nährstoffe zu gelangen, die sie benötigt.

Der Stein macht den Unterschied

Reben beispielsweise, denen viele Tonmineralien zur Verfügung stehen, ergeben kräftige, üppige Weine, die Fruchtigkeit ist im Hintergrund. Österreich erstreckt sich über verschiedene geologische Regionen, von den Alpen bis hin zu den flachen Ebenen des Weinviertels im Nordosten des Landes. Diese geologische Vielfalt spiegelt sich in den Bodenarten wider, die für den Weinbau genutzt werden. Die Böden in Österreich sind geprägt von Sedimentgestein, vulkanischem Gestein, Kalkstein, Schiefer und anderen Formationen. Jede dieser Bodenarten verleiht den Weinen bestimmte Eigenschaften und Geschmacksprofile.


Die geologische Vielfalt in Österreich spiegelt sich in den Bodenarten wider, die für den Weinbau genutzt werden. © FmR

Kalksteinböden, die in Regionen wie der Wachau, dem Kamptal und dem Burgenland zu finden sind, bieten eine gute Wasserdurchlässigkeit und einen hohen Kalkgehalt, der den Weinen eine elegante Säurestruktur und mineralische Noten verleiht. Der berühmte Grüne Veltliner aus der Wachau ist ein Beispiel für einen Wein, der von den Kalksteinböden profitiert.

Vulkanische Böden, die in der Region um den Neusiedlersee und in Teilen der Steiermark vorkommen, tragen ebenfalls zur Vielfalt des österreichischen Weinbaus bei. Sie enthalten reichlich Mineralien und Nährstoffe und zeigen oft eine gewisse Würze, Frische und Komplexität.

Schieferböden, wie sie in der Region Wagram und in Teilen der Steiermark zu finden sind, haben eine besondere Fähigkeit, Wärme zu speichern und allmählich an die Reben abzugeben. Dadurch entstehen Weine mit einer intensiven Fruchtigkeit und feinen Säure. Der Riesling aus dem Wagram ist ein Beispiel für einen Wein, der von Schieferböden profitiert.

Leithakalk ist reich an Resten von Muscheln und anderem Getier, das sich hier vor 16 bis 11 Millionen Jahren im Meer tummelte. Es ist ein sehr karger Boden. Dadurch bringen die Reben weniger Erträge, was eine schöne natürliche Konzentration der Weine zur Folge hat.

Sogar ein schwarzer Edelstein wird in einem Terroir am Kreuzberg in der Südsteiermark von den feinen Tiefwurzeln der Rebstöcke aufgenommen. Dort ist in dem lockeren metamorphen Gestein, in dem die Reben auf der Suche nach Nähr- und Mineralstoffen beharrlich durch den felsigen, humusarmen Boden wandern, schwarzer Turmalin enthalten, wie eine Bodenanalyse im Auftrag des Winzers 2019 bestätigte. Diese spezifischen Interaktionen zwischen Geologie und Rebe sind sehr wichtig und führen zum typischen Charakter eines Weins. Der Einfluss des Bodens auf den Geruch eines Weins kann nach heutiger Erkenntnis nur indirekt sein. Sämtliche mit Mineralität und Boden verbundenen Sinneseindrücke entstehen im Keller und dort vor allem während der Gärung. So bleibt das Geschmackserlebnis, wie die Texturen am Gaumen und die Spannung im Mund, immer ein Zusammenspiel von Boden, Klima und dem Geschick des Weinbauers.

Wein im Betonfass

Üblicherweise wird Wein heutzutage in Edelstahlbehältern produziert, die langlebiger und pflegeleichter sind als die klassischen Holzfässer. Weine in Fässern aus Beton reifen zu lassen, ist noch relativ ungewöhnlich. Doch experimentierfreudige Winzer haben diese Methode für sich entdeckt. Sie bauen ihre Weine in gewaltigen ovalen Behältern aus Beton mit einem Volumen von 600 Litern aus. Der Vorteil: Die extrem feinen Luftporen im vielseitigen Baustoff Beton ermöglichen, dass ein geringer, aber stetiger Sauerstoffaustausch stattfindet. Diese schonende Oxidation lässt den Wein reifen und harmonischer werden. Beton verursacht dabei keine geschmackliche Beeinflussung des Weins. Die dickwandigen Betonfässer haben außerdem eine isolierende Wirkung. Dadurch reagieren sie sehr verzögert auf Temperaturschwankungen, was ebenfalls zur besseren Reifung des Weins im Inneren beiträgt.