Künftig wird die Verfügbarkeit von fachlich gut ausgebildeten Mitarbeitern mit hoher Flexibilität hinsichtlich des Aufgabenbereichs und des Einsatzorts im Tunnelbau als zunehmend kritisch eingeschätzt. Die führende Rolle des österreichischen Tunnelbaus ist gefährdet, wenn nicht kontinuierlich für gut ausgebildeten Nachwuchs, sowohl im Ingenieur- als auch im Facharbeiterbereich, gesorgt wird. Bis 2022 gab es keine Facharbeiterausbildung für den Tunnelbau. Erst mit dem Inkrafttreten der Verordnung des BMDW vom 11.3,2022, mit der erstmals in Österreich eine Schwerpunktausbildung zum Tunneltechniker ermöglicht wurde, liegt ein Angebot für eine gediegene Ausbildung vor. Diesem Angebot folgten bis dato mehr als 40 Interessierte.
Die mit TIM – Tunnel Information Modelling – angestrebte digitale Vernetzung zwischen Planung und Ausführung erfordert, dass im Rahmen der Ausbildung alle im Tunnelbau eingesetzten digitalen Komponenten in den Grundlagen vermittelt werden und für deren Hintergründe und Anwendungen im Gesamtsystem „Untertage-Infrastruktur“ Verständnis geweckt und die Mitarbeiter zielgerichtet geschult werden.
Praxis-Schwerpunkt Tunneltechnikerausbildung
Die konkreten Anwendungen für angehende Tunneltechniker umfassen die digitale Erfassung und Dokumentation der tatsächlich angetroffenen geologischen Verhältnisse, das Verständnis für die Aufnahme und den zeitlichen Verlauf der Gebirgsbewegungen im Vergleich zu den Ansätzen in den geotechnischen Modellen, die örtliche und zeitliche Dokumentation der eingebauten Sicherungsmittel, die Festhaltung wesentlicher Parameter bei der Gebirgslösung wie beispielsweise Bohrwiderstand und Sprengstoffverbrauch, laufende Kontrolle sicherheitsrelevanter Aspekte wie beispielsweise Staubbelastungen, Einhaltung von MAK–Werten und sämtlicher Parameter für die technische und wirtschaftliche Kontrolle der Arbeiten wie Arbeitszeiten, Personaleinsatz, Geräteeinsätze, Materialverbräuche sowie Soll-Ist–Vergleiche.
Einen besonderen Praxis-Schwerpunkt der Tunneltechnikerausbildung stellt das Verständnis und die Beherrschbarkeit für die eingesetzten Gerätschaften dar, welche einen hohen wirtschaftlichen Wert darstellen und deren fachgerechte Bedienung Auswirkungen auf das Gelingen des Werks als auch auf alle Sicherheitsaspekte vor Ort haben.
Fachkräfte sichern
Nur mit bestens ausgebildetem Fachpersonal kann die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Tunnelbaus abgesichert werden und die Anforderungen an einen sicheren Tunnelbau erfüllt werden. Am ZaB – Zentrum am Berg, als idealer Ausbildungsort für Berufe des Untertage-Infrastrukturbaus, konnten die ersten 14 Teilnehmer am 18.10.2024 ihre Lehrabschlussprüfungszeugnisse der Fachrichtung „Tiefbauspezialist mit Schwerpunkt Tunnelbau“ mit Stolz entgegennehmen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen die mitgeholfen haben, diesen neuen Lehrberuf in die Welt zu rufen, allen voran ATA – Austrian Tunneling Association, AK, Gewerkschaft Bau–Holz, WKÖ, Bildungsdirektion Land Steiermark, Berufsschule Murau, Bauakademie Steiermark, bfi-Leoben, ASFINAG, TIWAG, PORR, STRABAG, HABAU GROUP, SWIETELSKY, BEMO-Tunneling, ÖSTU-STETTIN u.v.a.m.
Wir wünschen den Absolventen alles Gute für Ihre weitere berufliche Zukunft in einem außergewöhnlich spannenden und zukunftsträchtigen Berufsfeld.
Autor: Robert Galler, MUL