Das bundesweite Projekt „Rohstoffgewinnungsbetriebe als Trittsteinbiotope“ von BirdLife Österreich und dem Forum mineralische Rohstoffe glänzt mit einer Vielzahl an umgesetzten Maßnahmen für gefährdete Tierarten und Lebensräume.
Jahrzehntelang wurden in Österreich Flüsse begradigt, um nutzbare Flächen für Landwirtschaft und Siedlungen zu schaffen. Die ursprünglichen ausgedehnten Sand- und Kiesbänke, Schlammfluren oder Prallufer gemeinsam mit ihren spezialisierte Artengemeinschaften verschwanden vielerorts. An Gewinnungsstandorten, etwa Sand- oder Kiesgruben, können jedoch neue, teils temporäre Lebensräume geschaffen werden. Sie ähneln den Urlebensräumen so sehr, dass sie von zahlreichen seltenen und gefährden Arten besiedelt werden können. So finden etwa Uferschwalben an steil abgegrabenen Sandwänden optimale Bedingungen für die Anlage ihrer Bruthöhlen; ein Lebensraum, der natürlicherweise nur noch an unregulierten Flüssen mit steilen, sandigen Prallhängen zu finden ist.
Sand- und Kiesgruben sind fragile Lebensräume, sie entstehen durch Nutzung, verschwinden aber meist auch wieder – Natur auf Zeit. Das Ende des Jahres auslaufende Projekt „Rohstoffgewinnungsbetriebe als Trittsteinbiotope“ bot Abbaubetrieben die Möglichkeit, gemeinsam mit beratenden Ökologen Natur- und Artenschutz-Maßnahmen, welche in die Betriebsabläufe integriert werden können, umzusetzen.
Neues Zuhause für verdrängte Arten
Das Projekt wurde von BirdLife Österreich gemeinsam mit dem Kooperationspartner Forum mineralische Rohstoffe aufbauend auf einem niederösterreichischen Pilotprojekt entwickelt, um das Netzwerk von Abbaubetrieben in Österreich als Trittsteinbiotope für typische Arten und Lebensräume zu verdichten.
Insgesamt nahmen 17 Abbaubetriebe in den Bundesländern Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten am Projekt teil. An 31 Standorten wurden in Abstimmung mit den Betriebsleitern Umsetzungsmaßnahmen formuliert, geplant und erste Umsetzungen vor Ort begleitet und evaluiert.
Die Maßnahmen zielten dabei vor allem auf Zielarten und -lebensraumtypen ab, welche zu Beginn des Projekts definiert wurden. Dazu zählen „Spezialisten“ unter Vögeln, Amphibien, Libellen, Heuschrecken oder Käfern. Letztlich soll jedoch eine Vielzahl weiterer Arten von den Maßnahmen profitieren.
Seltene Entdeckungen und Umsetzungen
An einem Abbaustandort der Firma Welser Kieswerke Treul & Co. Gesellschaft m.b.H. in Oberösterreich konnte an einem Kleinstgewässer im Schilfbestand ein Rohrweihenbrutplatz nachgewiesen werden. Ein sehr erfreulicher Nachweis für Oberösterreich, wo die Rohrweihe ein sehr seltener Brutvogel ist. Hier gilt es, fortan den Brutplatz zu sichern, indem bei Bedarf eine lokale Gewässereintiefung durchgeführt wird, um Prädatoren fernzuhalten.
Ebenfalls in Oberösterreich wurde im Werk Redlham des Betriebs Niederndorfer Kieswerke-Transportbeton GmbH eine bereits seit einiger Zeit bestehende Brutwand der Uferschwalbe „saniert“. Die Brutkolonie der Uferschwalbe befindet sich aktuell in einem aufgeschütteten Sandhaufen, welcher im April dieses Jahres – rechtzeitig vor der Ankunft der Schwalben – frisch mit dem Bagger abgestochen wurde. Der Betrieb nahm bereits bisher Rücksicht auf das Brutgeschehen der Schwalben und beließ den Haufen bis die Schwalben ausgeflogen sind. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme zur ungestörten Erhaltung der Brutwände wurde heuer der Sandhaufen mit einem Flatterband abgesperrt.
In Salzburg wurde auf der Fläche eines Abraumzwischenlager der Salzburger Sand- & Kieswerke GmbH ein Kleingewässerkomplex sowie je drei Stein- und Ast- und Wurzelstockhaufen für die Zielarten Gelbbauchunke, Zauneidechse, Schlingnatter und Kleine Pechlibelle angelegt. Weitere Maßnahmen, wie die Entbuschung einer bestehenden Böschung für die Zauneidechse und Schlingnatter sind in Umsetzung.
Am steirischen Standort Erzberg der Voest-Alpine Erzberg GmbH wird für eine bestehende Wiesenfläche eine Extensivierung der Pflege (einmalige Mahd pro Jahr) umgesetzt. Das Mähgut wird auf der Fläche getrocknet und anschließend abtransportiert. Eine weitere biodiversitätsfördernde, aber einfache Maßnahme wäre das Belassen von Altgrasstreifen. Die Maßnahmen fördern diverse Blütenbesucher wie Schmetterlinge, Schwebfliegen und Wildbienen aber auch Heuschrecken und Vögel.
Das Projekt „Rohstoffgewinnungsbetriebe als Trittsteinbiotope“ wird vom Bund und der Europäischen Union finanziell unterstützt.